Rund 242.000 registrierte Blitze schlugen 2022 in Deutschland ein. Im Vorjahr waren es gut doppelt so viele. Erfasst werden die Einschläge vom sogenannten Blitzinformationsdienst von Siemens, der in dieser Woche eine Neuauflage des Blitzatlas herausgegeben hat. Der Richtwert für den Vergleich ist die sogenannte Blitzdichte, die erfasste Zahl der Blitzeinschläge pro Quadratkilometer. Die Spanne bei der Dichte ist sehr weit: So schlugen etwa im Kreis Dithmarschen in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr 0,31 Blitze pro Quadratkilometern ein, im vergleichbar großen Kreis Ostallgäu waren es 2,2. Die Stadt mit den häufigsten Einschlägen war Kempten im Allgäu mit einer Blitzdichte von 2,4. Der Durchschnittswert in Deutschland lag 2022 bei etwa 0,7 Einschlägen pro Quadratkilometern. Wie oft es in ihrem Kreis geblitzt hat, zeigt die untenstehende Karte.
Interaktive Karte: Wo in Deutschland 2022 am meisten Blitze einschlugen
Insgesamt wurden die wenigsten Blitze seit Beginn der Messungen 1991 erfasst, heißt es in einer Pressemitteilung von Blitzinformationsdienst. Dessen Leiter Stephan Thern erläuterte: "Im Sommer, vor allem im Juni und August, herrschte teilweise extreme Dürre bei hohen Temperaturen über 35 Grad. Diese Zeit ist üblicherweise die beste Zeit für Gewitter. Doch die Niederschlagsmenge lag deutlich unter dem Sollwert. Für Gewitter braucht es aber beides – Feuchtigkeit und heiße Temperaturen". Dass die südlichen Regionen in Bayern und Baden-Württemberg einmal mehr an der Spitze der Blitzrangliste lagen, liegt laut Thern an deren Nähe zum Alpenrand.
Welche Gefahr Blitzeinschläge bedeuten können, wurde am vergangenen Wochenende deutlich. Am Samstag war ein Blitz in einen Baum an einem Ausflugslokal einschlug, unter dem Menschen an einem Biertisch saßen. Ein 35-Jähriger starb an den Folgen des Einschlags, eine 43-jährige Frau und ein elfjähriger Junge wurden lebensgefährlich verletzt. Experten raten dazu, bei Gewitter nicht unter Bäumen Schutz zu suchen:
Tipps zum Verhalten bei Gewitter
Als bester Schutz bei einem Unwetter gelten ein festes Gebäude oder alternativ ein geschlossenes Auto. In Gebäuden ohne Blitzschutz für Strom- und Versorgungsleitungen sollten bei Gewitter die Stecker der Elektrogeräte gezogen werden
In der freien Natur sollten Spaziergänger oder Radfahrer in Senken, Hohlwegen, unter Felsvorsprüngen oder Stahlbetonbrücken in die Hocke gehen, die Beine umklammern und den Kopf senken. Der Abstand zu anderen Menschen oder Fahrrädern sollte mindestens einen Meter betragen. Auch Gegenstände aus Metall wie Werkzeuge oder Sportgeräte sollten möglichst weit entfernt sein
Der Spruch "Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen" ist falsch. Hohe, freistehende Bäume sind grundsätzlich zu meiden, ebenso wie Masten oder Zäune. Auch im Wald sollten Spaziergänger in die Hocke gehen und sich schützen. Inmitten vieler Bäume ist die Gefahr generell geringer als auf freiem Gelände. Absolut tabu ist ein Aufenthalt im Wasser
Vergehen zwischen Blitz und Donner weniger als 30 Sekunden, ist das Gewitter noch rund zehn Kilometer entfernt, also sehr nah. Dann ist es ratsam, Schutz zu suchen. Erst 30 Minuten nach dem letzten Blitz und Donner ist die Gefahr gebannt
Quelle: Siemens Blitzatlas, Agenturen