Die Statistik ist alarmierend. 167.136 Wohnungseinbrüche und Einbruchsversuche registrierte die Polizei im Jahr 2015 - eine Zunahme um zehn Prozent. Innenminister Thomas de Maizière sagte in Berlin, die Täter kämen vermehrt aus Ost- und Südeuropa und seien professionell organisiert. Die Opfer erleiden bei einem Einbruch nicht nur einen materiellen Schaden, sie werden auch emotional grundlegend verunsichert. Im Haus der Erzieherin Erika Weber in Lebrade bei Kiel stiegen Unbekannte im März 2014 ein. Hier ihr Bericht, was passiert ist.
"Um 19 Uhr hatte ich das Haus verlassen. Ich war ins Dorf gefahren, zur Vorbereitung des Weltgebetstages. Als ich um 21.20 Uhr zurückkam, sah ich die offene Gartentür. Mensch, dachte ich, habe ich nach der Gartenarbeit vergessen, sie zu schließen? Dann bemerkte ich das gesplitterte Glas auf dem Boden. Mir war sofort klar, dass eingebrochen wurde. Ich rannte ins Haus, konnte gar nicht richtig denken. Betten waren abgerückt, Schränke standen offen, Kommoden waren durchwühlt.
Nach einem Einbruch
Die Gewerkschaft der Polizei hat eine Checkliste erstellt, was nach einem Einbruch zu tun ist (hier der Link). Unter anderem geht es darum, am Tatort nichts zu verändern, bis die Spurensicherung eingetroffen ist. Wichtig ist für die Polizei auch eine Liste mit allen gestohlenen Gütern. Wenn Sie aufgrund des Einbruchs finanzielle Not leiden oder psychologische Hilfe brauchen, um das Geschehen zu verarbeiten, können Sie sich an die Opferschutz-Organisation "Weißer Ring" wenden.
Ich rief die Polizei. Sie sagten mir, ich solle nicht nach oben gehen, vielleicht seien die Einbrecher dort. Zu spät, aber sie waren fort. Sie hatten zunächst versucht, die Terrassentür aufzustemmen. Weil das erfolglos war, schlugen sie einfach die Scheibe ein.
Gestohlen hatten die Einbrecher Familienschmuck, Elektrogeräte ließen sie hingegen stehen. Ich bin traurig über diesen Verlust. Auch den Ehering meines verstorbenen Mannes haben sie mitgenommen. Aber den materiellen Verlust kann ich auf einer Sachebene betrachten. Mich bedrückte eher das Gefühl, unsicher zu sein. Sie haben mir meine Geborgenheit geraubt.
Aber ich wusste sofort, dass ich mich diesem Gefühl stellen muss: Wenn ich mein Haus nach dem Einbruch verlassen hätte, würde ich mich hier nicht mehr wohlfühlen. Ich rief nachts den Glaser in Kiel an, er kam und verschloss die Terrassentür provisorisch. Im Jahr danach schlief ich öfter unruhig, hörte ich draußen etwas knacken, war ich gleich in Habachtstellung. Ich blicke auch heute, wenn ich nach Hause komme, zunächst zur Terrassentür. Ich ließ mir eine Alarmanlage installieren, die mit meinem Handy verbunden ist. So weiß ich, bevor ich nach Hause komme, ob eingebrochen wurde.
Ich bin froh, die Einbrecher nicht gesehen zu haben, ihnen nicht begegnet zu sein. Vielleicht habe ich sie sogar vertrieben. Ich bin mit dem Wagen in die Garage gefahren, das hört man ihm Haus. Und es sieht so aus, als seien die Einbrecher schnell geflüchtet. Die Polizei war gleich skeptisch, ob sie sie finden würden. Sie vermuten, es könnte eine organisierte Bande gewesen sein. Immerhin, das muss ich ihnen lassen, waren es ordentliche Einbrecher. Es gab keinen Vandalismus."
Die Täter wurden bis heute nicht gefasst.