Wikileaks-Enthüllungen zu Libyen Beleidigter Gaddafi ließ hochgiftiges Uran nahezu unbewacht

In der Serie der Enthüllungen der Internet- Plattform Wikileaks ist jetzt auch ein höchst gefährlicher Zwischenfall aus Libyen publik geworden: Der Staatschef Muammar al-Gaddafi soll im Vorjahr mehrere Kilogramm hochgiftiges radioaktives Material aus Verärgerung in dünnen Behältern und kaum abgesichert gelagert haben.

Wegen einer Kränkung soll der libysche Staatschef Muammar el Gaddafi laut Wikileaks-Enthüllungen mehrere Fässer mit waffenfähigem Uran weitgehend unbewacht gelassen haben. Wie die britische Zeitung "The Guardian" und die US-Zeitung "New York Times" am Freitag berichteten, befanden sich laut von Wikileaks veröffentlichten Dokumenten des US-Außenministeriums im November 2009 sieben Metallfässer mit 5,2 Kilogramm hoch angereichertem Uran in Libyen, die nur durch einen einzigen bewaffneten Wachmann vor Diebstahl geschützt worden seien. Die Fässer waren demnach nur für den Transport versiegelt, nicht aber für eine dauerhafte Lagerung. Den Abtransport der Fässer habe Gaddafi einige Zeit lang verhindert.

Den Berichten zufolge bestand die Gefahr, dass sich das hoch radioaktive Uran in den Fässern schnell aufheize, dadurch die nicht ausreichend versiegelten Fässer zerstöre und in die Atmosphäre dringe. Dies geschehe, wenn "das angereicherte Uran nicht binnen drei Monaten aus den Fässern entfernt" werde, zitierte die "New York Times" aus einer Depesche der US-Botschaft in Tripolis. Diplomaten aus den USA und Russland hätten zunächst jedoch vergebens versucht, eine Landegenehmigung für ein russisches Flugzeug zu erhalten, das die Fässer abholen sollte. Das Uran stammte aus dem libyschen Atomwaffenprogramm, das das nordafrikanische Land 2003 auf Druck des Westens aufgegeben hatte.

Ursache für Libyens Weigerung war den Berichten zufolge die Verstimmung Gaddafis darüber, dass er während der UN-Generaldebatte nicht sein riesiges Zelt vor dem Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York aufstellen durfte. Gaddafis Sohn Seif el Islam Gaddafi sagte dem US-Botschafter in Libyen laut einer Botschaftsdepesche, sein Land habe seine Zusage, seine Bestände an angereichertem Uran zu verschiffen, nicht eingehalten, weil es genug von den schleppenden Fortschritten bei der Normalisierung seiner Beziehungen zu Washington habe. Schließlich willigte Staatchef Gaddafi den Berichten zufolge jedoch ein, eine russische Transportmaschine vom Typ Antonow in Libyen landen und die Fässer mit dem hoch angereicherten Uran abtransportieren zu lassen.

AFP
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