Das Lagash-Areal im Irak ist für Archäolog:innen eine Goldgrube: Auf rund 600 Hektar Fläche kann hier untersucht werden, wie ganz normale Menschen vor fast 5000 Jahren lebten. Als die Grabungsleiterin Holly Pittman von der Universität Pennsylvania hier die Freilegung von Wohnhäusern und Werkstätten begleitete, bekam sie plötzlich einen Anruf auf ihrem Handy. Einen Anruf, der unser Bild der Menschen von Lagash im Jahr 2600 v.Chr. verändern würde. Und einen, der sie sehr aufgeregt machte.
"Wir haben hier eine Taverne", sagte einer ihrer Kollegen am Telefon. Die Archäologin eilte direkt zu der Stelle, an der der überraschende Fund gemacht wurde. Dort war zuerst ein großer Ofen gefunden worden. Zuerst hatte man vermutet, es handele sich auch bei diesem Gebäude vielleicht um eine Töpferei mit Brennofen, wie es sie in der Nähe häufiger gab.
Doch die Bauart des Ofens war eine andere, und zudem fand das Forschungsteam ein großes, vieretagiges Regal, in dessen zusammengebrochenen Überresten man Scherben von Schüsseln entdeckte. Vor dem Gebäude standen Bänke, auf denen die Kundschaft sitzen, essen, trinken und plaudern konnte.
Archäologie: Forschung beschäftigt sich mit dem Leben der einfachen Menschen
Für die Archäolog:innen war klar: Bei dem Gebäude in der 5000 Jahre alten Siedlung handelte es sich um eine Gaststätte. Wer also glaubte, dass die Menschen hier vor 5000 Jahren lediglich ums Überleben kämpften, sich zuhause einen Getreidebrei kochten und ansonsten nur arbeiteten und schliefen – das ist definitiv falsch.
Es waren die Zeit und die Lust da – und auch die finanziellen Mittel – auswärts zu essen. Und sogar kühle Getränke bekamen die Kund:innen in der antiken sumerischen Stadt serviert: Die Taverne hatte einen im Boden versenkten Tontopf, in dem Speisen und Getränke kühl gehalten werden konnten. Eine Art Vorläufer des Kühlschranks, "Zeer" genannt.
Römische Mega-Winzerei gefunden

Gegessen wurden wohl Brot, Fisch und Hühnchen – entsprechende Knochen fand das Team in den Ruinen. Getrunken wurde wahrscheinlich Bier. "Wirklich, das ist großartig ... wir waren alle sehr aufgeregt", berichtet Holly Pittman dem "Miami Herald". Das Team will deshalb definitiv noch weiter im Lagash-Areal forschen.
Quellen: "Miami Herald", Universität von Pennsylvania