Studie 24 Exemplare führten in Australien zu einer Kaninchenplage, die das Land hunderte Millionen Dollar kostet

Kaninchen in Australien
Oryctolagus cuniculus, ein europäisches Wildkaninchen – in Australien ein gefürchteter Anblick
© blickwinkel / Imago Images
1859 wurden 24 Kaninchen von Großbritannien nach Australien eingeführt. Es war der Beginn einer Kaninchenplage – fast alle der Tiere, die Australien heute zur Verzweiflung bringen, gehen auf die Gruppe aus dem 19. Jahrhundert zurück.

Kaninchen sind in Australien eine wahre Plage. Die Tiere gehören in Down Under zu den sogenannten invasiven Arten, kommen also nicht natürlich in der Gegend vor, sondern wurden von Menschen importiert. Sie vermehren sich rasant, weil sie keine natürlichen Feinde haben. Mehr als 200 Millionen von ihnen leben mittlerweile in Australien. Und sie richten große Schäden an: Sie fressen die Felder der Bauern leer und verursachen so große Verluste in der Landwirtschaft.

Seinen Ursprung hatte das Unglück im Jahr 1859 – ausgerechnet an Weihnachten. Damals trafen an Bord eines Schiffes aus England 24 Kaninchen in Melbourne ein. Gedacht waren die Tiere als Geschenk für den englischen Siedler Thomas Austin. Wer heute in Australien Landwirtschaft betreibt, dürfte Austin wahrscheinlich verfluchen.

Kaninchen in Australien: 24 Exemplare machten den Anfang

Denn die Plage, die Australien nicht in den Griff bekommt, geht direkt auf jene zwei Dutzend Exemplare zurück, die 1859 importiert wurden. Das zeigt eine neue Studie einer internationalen Gruppe von Wissenschaftler:innen. Anhand der DNA von 187 Kaninchen aus ganz Australien wiesen sie nach, dass die allermeisten der Kaninchen auf dem Kontinent eine gemeinsamen Abstammung haben. Außerdem konnten sie zeigen, dass die Tiere sich aus der Gegend, wo Austins Farm lag, ausgebreitet hatten.

Dabei waren Austins europäische Kaninchen gar nicht die ersten ihrer Art auf dem Kontinent. Schon Jahrzehnte davor hatte es erste Importe durch die Briten gegeben. Doch offenbar verbreiteten sich diese Tiere nicht so nachhaltig. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass trotz mehrfachen Einfuhren in ganz Australien nur ein einziger Schwung europäischer Hasen die biologische Invasion auslöste", erklärte der Evolutionsbiologe Joel Alves, der die Studie leitete. Offenbar kamen diese 24 Tiere mit den Bedingungen in Australien besser zurecht als ihre Vorgänger. Das lag womöglich daran, dass in ihrem Stammbaum der Anteil wilder Vorfahren größer war.

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Für sie gab es kein Halten mehr. Pro Jahr breiteten sie sich nach Berechnungen der Forschenden um mehr als 100 Kilometer aus. Es dauerte lediglich drei Jahre, bis tausende Kaninchen den Kontinent bevölkerten – und sich immer weiter fortpflanzten. Das war auch möglich, weil in jener Zeit Raubtiere im Outback intensiver gejagt wurden als zuvor. Zunehmend wurden die Kaninchen zum Problem für die örtliche Landwirtschaft. 

Australien führt "Kaninchenkrieg" mit Zäunen und Viren

Längst gelten die Versuche, der Plage in Australien Herr zu werden, als "Kaninchenkrieg". Erfolge gibt es dennoch nur selten. Schon 1901 entschied eine königliche Kommission, einen mehr als 3000 Kilometer langen sogenannten "Rabbit-Proof Fence", also einen "kaninchensicheren Zaun", um die Eindringlinge vom Weide- und Ackerland im Westen Australiens fernzuhalten.

In den 1950ern setzte die Regierung dann ein Virus ein, das Kaninchenpest auslöst. Das entspannte die Lage etwas, doch die Tiere entwickelten eine Resistenz gegen den Erreger. Mittlerweile soll ein gentechnisch angepasstes Virus die Ausbreitung der Kaninchen eindämmen. Dennoch vermehren sich die Tiere immer weiter – und das australische Ökosystem leidet darunter ebenso wie die Wirtschaft: Der Schaden, den sie anrichten, beläuft sich Schätzungen zufolge auf mehr als 200 Millionen Dollar.

epp

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