Glaubt man den Klischees, so sollen sich Geschwister positiv auf die Entwicklung und die persönlichen Fertigkeiten auswirken. Eine neue Studie der Ohio State University kommt aber zu einem anderen Schluss: Demnach sollen sich Geschwister negativ auf die psychische Gesundheit auswirken. So würden Jugendliche mit zwei Geschwistern mehr depressive Symptome oder Ängste als Gleichaltrige mit nur einem oder keinem Geschwisterkind zeigen.
Für ihre Untersuchung befragten die Wissenschaftler etwa 9400 Teenager aus China und 9100 Gleichaltrige aus den USA. Die chinesischen Jugendlichen hatten aufgrund der langjährigen Ein-Kind-Politik Pekings im Durchschnitt weniger Geschwister als die US-amerikanischen Jugendlichen, nämlich 0,9 im Vergleich zu 1,6. Während 34 Prozent der untersuchten Teenager in China Einzelkinder waren, betrug dieser Anteil bei den US-Jugendlichen nur 12,6 Prozent. Die befragten Teenager waren durchschnittlich 14 Jahre alt.
Jugendlichen mit zwei Geschwistern geht es besonders schlecht
Sowohl den chinesischen als auch den US-amerikanischen Jugendlichen erging es schlechter mit Geschwistern. In China hatten Teenager die beste psychische Gesundheit, wenn sie Einzelkinder waren. In den USA hingegen fiel es kaum ins Gewicht, ob es in einer Familie ein oder zwei Kinder gab. Jedoch fühlten sich Teenager mit zwei Geschwistern auffallend schlechter. Und auch spielte der Altersabstand zu den Geschwistern eine Rolle: Je kleiner dieser Altersabstand war, desto schlechter ging es den Jugendlichen psychisch.
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Die unglaubliche Geschichte dieser beiden Schwestern bekommt durch ihren realen Hintergrund eine ganz besondere Wucht. 1939: Rill Foss ist zwölf und lebt mit ihren Eltern und ihren vier Geschwister auf einem Hausboot auf dem Mississippi nahe Memphis. Als die Kinder eines Tages allein sind, kommen angebliche Beamte der Stadt und bringen sie in ein Waisenhaus. Ihre Eltern sehen sie nie wieder. Geschlagen und gedemütigt werden die Kinder von der Leiterin der Anstalt gefügig gemacht und für die Adoption vorbereitet. Erst 70 Jahre später kommt die Familientragödie durch einen Zufall ans Licht. Die Geschichte der "Libellenschwestern" ist fiktiv, der Hintergrund nicht. Bis in die fünfziger Jahre ließ de Leiterin des angesehen Waisenhauses Children’s Home Society Babys und Kleinkinder entführen, auch direkt aus den Entbindungsstationen. Etwa 6000 geraubte Kinder wurden über die Jahre an Adoptiveltern verkauft. Mitten in den USA.
Die Forscher sehen die Ergebnisse im Einklang mit der Reesourcen-Hypothese, nach der Geschwister um die Aufmerksamkeit und Fürsorge der Eltern konkurrieren. "Wenn man sich die elterlichen Ressourcen wie einen Kuchen vorstellt, bedeutet es, dass ein Einzelkind den ganzen Kuchen bekommt", sagt der Studienleiter Doug Downey, Soziologieprofessor an der Ohio State University. "Aber wenn man weitere Geschwister hinzufügt, bekommt jedes Kind weniger Ressourcen und Aufmerksamkeit von den Eltern und das kann sich auf seine psychische Gesundheit auswirken." Die Ergebnisse der Untersuchung, dass vor allem Jugendliche mit Geschwistern in einem ähnlichen Alter schlechter abschnitten, stützt die These des Forschers.

Geschwister wirken sich negativer auf die mentale Gesundheit aus als sozioökonomische Faktoren
Jene Ergebnisse lassen sich aber auch auf andere Weise erklären: So hätten Teenager in beiden Ländern aus den sozial am besten gestellten Familien die beste psychische Gesundheit. In China sind das Jugendliche aus Ein-Kind-Familien, während es in den USA solche mit keinem oder nur einem Geschwisterkind. Allerdings betont Downey, dass der negative Effekt der Geschwister weit über diesen sozioökonomischen Faktor hinausgehe.