40 Grad in Spanien, Waldbrände in Griechenland und der Türkei, Wassernotstand in Zypern: Die Folgen der Klimakrise wirken sich auf alle Menschen aus. Doch auf einige deutlich stärker als auf andere. Mehrere Forschende haben nun in der britischen Zeitung "Guardian" darauf aufmerksam gemacht, dass von Armut Betroffene besonders stark unter der Hitze leiden.
"Wenn es um Hitze und Anfälligkeit geht, ist der Schlüsselfaktor das Einkommensniveau", sagt Julio Díaz Jiménez, Professor am Madrider Gesundheitsinstitut Carlos III dem "Guardian". "Eine Hitzewelle ist nicht dasselbe, wenn man in einem Mehrbettzimmer mit drei anderen Personen und ohne Klimaanlage lebt, wie wenn man in einer Villa mit Zugang zu einem Pool und Klimaanlage wohnt."
Hitzewellen mit tödlichen Folgen
Schon 2020 untersuchte Jiménez am Beispiel Madrid, wie sich extreme Hitze auf einzelne Stadtteile auswirkt. Das Ergebnis: In nur drei von 17 Stadtteilen wirken sich Hitzewellen auf die Sterblichkeitsraten aus. Betroffen sind die, in denen das Haushaltseinkommen unter dem Durchschnitt liegt. In einer späteren Analyse für das gesamte Land kam er zu dem gleichen Ergebnis.
Der Zusammenhang hat viele Gründe. Wer weniger verdient, hat es schwieriger, eine gut ausgestattete Wohnung zu finden. Personen mit weniger Einkommen haben seltener Klimaanlagen und wohnen häufiger mit mehr Menschen zusammen. Armut wirkt sich zudem auf die Gesundheit und das Immunsystem aus.
Anpassung an die Folgen der Klimakrise: Diese Städte sind am besten vorbereitet

Die ungarische Hauptstadt Budapest sieht die Forschungsgruppe auf diesem Feld weit vorne. Ungarn entschied vor zwei Jahren, schon 2025 aus der Kohlekraft auszusteigen. Stattdessen soll auf Atomkraft und Solarenergie gesetzt werden. Ein aufwendiges Gebäudesanierungsprogramm fördert umweltfreundlichere Häuser, durch Wärmedämmung, den Austausch von Fenstern oder die Nutzung erneuerbarer Energien. Auch soll der Autoverkehr halbiert und das Fernwärmenetz massiv ausgebaut werden. Schafft die Stadt die vorgenommene Wende, könnte das die Emissionen von ganz Ungarn um fünf Prozent reduzieren, schreibt die Friedrich-Ebert-Stiftung in einem Bericht.
Europa hat seit Beginn des Jahrhunderts eine zunehmende Zahl von Hitzewellen verzeichnet. Nach Angaben der Vereinten Nationen steigen die Temperaturen in Europa schneller als in den übrigen Erdteilen. Das hat tödliche Folgen.
In einer kürzlich veröffentlichten Studie gehen Forscherinnen und Forscher von etwa 47.690 Hitzetoten im Jahr 2023 aus. Es handle sich zwar um eine Schätzung, betonen die Studienautoren im "Nature Medicine". Doch mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit bewege sich die Anzahl der Hitzetoten in Europa in diesem Jahr zwischen 28.800 und 66.500. In Deutschland geht das Bundesgesundheitsministerium für 2023 von etwa 3200 Hitzetoten aus.