Weihnachten steht vor der Tür: Auch in diesem Jahr dürfen Geschenke unter dem Tannenbaum natürlich nicht fehlen. Playstation 4 oder Xbox One stehen wohl auf vielen Wunschzetteln ganz oben, doch auch Brett- und Kartenspiele gehören noch immer zu den beliebten Geschenken. Spieleklassiker wie "Mensch ärgere dich nicht" oder "Spitz, pass auf" mögen da zwar auch dabei sein. Aber die Welt der Brettspiele ist deutlich umfangreicher geworden. stern.de hat fünf neue Spiele getestet und sagt, welche in diesem Jahr unter dem Weihnachtsbaum nicht fehlen sollten.
"Brügge": Von Händlern und Katastrophen
Einmal ein mächtiger Kaufmann sein: "Brügge" macht das möglich.
Worum geht’s?
Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Kaufleuten im Brügge des 15. Jahrhunderts und versuchen, zum mächtigsten Bürger der Stadt aufzusteigen, indem sie die meisten Siegpunkte sammeln. Man kann Häuser, Kanäle und Statuen bauen, Arbeiter einsetzen, seinen politischen Einfluss mehren oder diverse Hilfskräfte anheuern, von denen es 165 verschiedene gibt. Für Abwechslung ist also gesorgt und Punkte werden für alles Mögliche vergeben. Unterschiedliche Strategien können zum Sieg führen.
Wie funktioniert's?
Auch wenn es ein sehr hübsch gestaltetes Spielbrett gibt, ist "Brügge" im Kern ein Kartenspiel. Das Brett dient lediglich zum Anzeigen der verschiedenen Punktestände.
Zu Beginn jeder Runde werden fünf Würfel geworfen, die zum einen entscheiden, welche Katastrophen (Geldverlust, Hausabriss) über die Spieler hereinbrechen, und zum anderen vorgeben, mit welchen Karten in dieser Runde Einkommen erworben werden kann. Pro Runde spielt jeder vier Karten aus. Eine Karte lässt einen eine von sechs möglichen Aktionen ausführen. Fünf dieser Aktionen sind schnell durchzuführende Standards (etwa Haus- oder Kanalbau). Jede Karte kann allerdings auch dazu genutzt werden, um die darauf abgebildete Person anzuheuern, die dann für den Rest des Spiels für einen arbeitet und sehr nützlich sein kann, etwa weil sie Rabatt beim Einkaufen verschafft oder Katastrophen über die Mitspieler bringt.
Man benötigt sowohl Arbeiter als auch ausreichend Einkommen, um zum mächtigsten Kaufmann aufzusteigen. Allerdings braucht man auch Kanäle, Häuser und Spezialisten. Gegen Katastrophen muss man sich zudem wappnen… Bei "Brügge" möchte man immer viel mehr tun, als man in der kurzen Zeit schafft, was dazu führt, dass man ständig abwägen muss, welche Aktion einen wohl am besten voranbringt.
Die Regeln sind etwas komplexer, als hier dargestellt. Trotzdem verinnerlicht man "Brügge" sehr schnell, da alle Spielmechanismen reibungslos ineinander greifen und sich das Spiel förmlich in einem Fluss durchspielen lässt.
Was ist toll?
"Brügge" ist ein Strategiespiel mit vielen Entscheidungen, das sehr zügig verläuft. Eine Partie dauert selten länger als 60 Minuten. Wegdämmern kann man bei diesem Spiel nicht, da man permanent involviert ist. Insbesondere die Kartenphasen verlaufen oft rasant. Zudem gibt es tatsächlich 165 verschiedene Karten, die in nahezu unendlich vielen Kombinationen ausprobiert werden können. Langeweile kommt auch nach Dutzenden Partien nicht auf.
Was nervt?
Man kann in diesem Spiel auch mal richtig Pech haben. Wenn man eine paar Runden lang mit schlimmen Katastrophen zu tun hat oder die Mitspieler einen mit fiese Karten angehen, fällt man schnell hinter die anderen zurück, so sehr man sich auch müht. Einen Plan zu haben, ist das eine bei "Brügge", Improvisation das andere. Wer "Brügge" unflexibel spielt und starr an einer bestimmten Strategie festhält, wird nicht gewinnen.
Für wen ist es das Richtige?
"Brügge" ist ein klassisches Familienspiel mit gehobenem Anspruch, das perfekte Spiel für die Weihnachtstage. "Brügge" ist etwas komplexer als etwa die "Siedler von Catan", sodass die Altersangabe "ab 10 Jahren" zutrifft.
Details
"Brügge" von Stefan Feld, Hans im Glück Verlag, 2-4 Spieler, 60 Minuten Spielzeit, ab 10 Jahren, 27 Euro.
"Acht-Minuten-Imperium": Weltherrschaft im Schnelldurchlauf
In acht Minuten um die Welt? Das sollte mit dem "Acht-Minuten-Imperium" kein Problem sein - Weltherrschaft inklusive.
Worum geht's?
"Acht-Minuten-Imperium", noch Fragen? In diesem Brettspiel versuchen die Spieler nichts anderes, als die Weltherrschaft zu übernehmen, zwar nicht wirklich in acht Minuten, aber doch in 15 bis zwanzig. In dieser kurzen Spielzeit passiert eigentlich alles, was in anderen Spielen schon mal anderthalb Stunden dauern kann: Armeen breiten sich aus, Spieler erobern Gebiete und Kontinente, gründen Städte und sammeln Waren ein, dann wird abgerechnet.
Wie funktioniert's?
Das Spielbrett zeigt eine Weltkarte, die in Kontinente und Gebiete unterteilt ist. Zu Beginn hat jeder Spieler drei Armee-Einheiten auf einem Startfeld positioniert. Schnell vermehren sich die Armeen und breiten sich auf der ganzen Welt aus, nebenbei werden Städte als Nachschub-Zentren gegründet, Gebiete besetzt. "Acht-Minuten-Imperium" ist ein Mehrheitenspiel, bei dem es darum geht, die meisten Einheiten in den verschiedenen Gebieten zu platzieren. Es liegen jeweils sechs Karten offen aus, von denen man sich, wenn man am Zug ist, eine nimmt und die angezeigte Aktion (etwa: Armee-Einheiten bewegen) durchführt. Dann legt man die Karte, die auch noch eine Ware anzeigt, vor sich ab. Neben den Mehrheiten in den Gebieten versuchen die Spieler zudem, Mehrheiten an Waren zu sammeln. Abgerechnet wird je nach Spielerzahl nach sieben bis 13 Runden.
Was ist toll?
Ein Strategie-Brettspiel, das man in zwanzig Minuten durchziehen kann, hat es so noch nicht gegeben. Bei dieser Spielzeit kann man auch mal verschiedenen Strategien ausprobieren, ohne dass man viel Zeit verplempert. Das Spiel ist so etwas wie eine "Readers Digest"-Version von Klassikern wie "Risiko" oder "El Grande".
Was nervt?
Strategiespiel hin oder her, es gibt ein gehöriges Glücksmoment. Liegen die falschen Karten aus, kann es schon mal vorkommen, dass man sich nicht dahin ausbreiten kann, wo man möchte. Dann hilft nur eins: "Auf Sicht spielen" und sich ohne langfristigen Plan von Runde zu Runde hangeln.
Für wen ist es das Richtige?
"Acht-Minuten-Imperium" ist genau das richtige Spiel für alle, die sich nicht länger als 20 Minuten konzentrieren wollen oder können. Es ist zudem ideal für Familien, die Spielemuffel in ihren Reihen haben, die "schmerzlos" an komplexere Spiele herangeführt werden sollen. Das Spiel kommt zudem ohne Kartentexte aus und ist schon für Kinder ab acht Jahren geeignet.
Details
"Acht-Minuten-Imperium" von Ryan Laukat, Schwerkraft-Verlag, 2-5 Spieler, 20 Minuten Spielzeit, ab 10 Jahren, 25 Euro.
"Qwixx": Die Würfel sind gefallen
Sieht aus wie Kniffel, ist es aber nicht: Bei "Qwixx" müssen die Spieler ständig entscheiden welche Strategie sie verfolgen wollen - und auf ein bisschen Würfelglück hoffen.
Worum geht's?
Ein Spieler wirft sechs Würfel, alle schauen aufs Ergebnis, kreuzen auf ihrem Block bis zu zwei Kästchen an und schon ist der nächste Spieler an der Reihe. "Qwixx" klingt ein bisschen nach Kniffel, ist aber ein spannendes und rasantes Zockspiel, bei dem alle Spieler ständig knifflige Entscheidungen treffen müssen.
Wie funktioniert's?
Jeder Spieler hat einen Ankreuzzettel vor sich liegen, auf dem vier Zahlenreihen abgebildet sind: von zwei bis zwölf aufsteigend in rot und gelb und absteigend von zwölf bis zwei in grün und blau. Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Zahlen in den vier Reihen anzukreuzen. Hat man allerdings eine Zahl angekreuzt, darf man nur noch rechts des Kreuzes weiterspielen. Die Reihen werden also kürzer und kürzer. Aus dieser Ausgangslage ergibt sich die gesamte Dramatik des Spiels—denn kann man nichts ankreuzen, gibt's Minuspunkte.
Man wirft also sechs Würfel, zwei weiße und je einen in Rot, Gelb, Grün und Blau. Dann werden die weißen addiert und jeder kann das Ergebnis in einer beliebigen seiner vier Reihen ankreuzen. Der aktive Spieler darf noch eine weitere Zahl ankreuzen, nämlich einen der farbigen Würfel addiert zu einem der weißen. Das Ergebnis gilt nur für die entsprechende Farbreihe. So geht’s reihum bis ein Spieler eine Reihe voll hat. Dann bekommt man je nach Anzahl der Kreuze Punkte.
Was ist toll?
"Qwixx" ist in 30 Sekunden erklärt und kann überall und von jedem gespielt werden. Bei diesem Spiel gibt es keine Pausen, da alle immer dran sind und entscheiden müssen, was sie mit dem gerade geworfenen Würfelergebnis anfangen wollen. Wie bei guten Würfelspielen üblich, macht die Hoffnung auf den genialen Wurf einen Großteil der Spannung des Spiels aus.
Was nervt?
"Qwixx" nervt, wenn alle großartige Würfelergebnisse erzielen und man selbst nur Mist wirft. Da steht man entweder drüber - oder man mault herum. Hat man schlechte Verlierer in der Gruppe, können diese schnell allen anderen auf den Senkel gehen. Den Heulsusen sei frei nach Oliver Kahn geraten: Mund abputzen und immer weiterwürfeln!
Für wen ist es das Richtige?
"Qwixx" ist handlich, günstig und lustig, eigentlich ist es für jeden das Richtige. Im Familienkreis kann tatsächlich jeder mitspielen, in der Mittagspause im Büro geht's auch nebenher beim Essen und abends in der Bar sowieso.
Details
"Qwixx" von Steffen Benndorf, Nürnberger Spielkarten Verlag, ab 2 Spieler, 15 Minuten Spielzeit, ab 8 Jahren, 8 Euro.
"Sanssouci": Wer erschafft den schönsten Schloßgarten?
Einen herrschaftlichen Landschaftsgarten anlegen, ohne Ärger mit den Nachbarn zu bekommen - das geht in "Sanssouci" ohne weiteres. Hauptsache dem Adel gefällt es am Ende.
Worum geht's?
Landschaftsgärtner wetteifern darum, den schönsten Garten im barocken "Sanssouci" anzulegen. Klingt langweilig, ist es aber nicht! Durch geschicktes Ausspielen von Symbolkarten und das Einsetzen von Landschaftsplättchen versuchen die Spieler einen Park zu gestalten, dessen Wege von adligen Gutachtern möglichst barrierefrei durchstreift werden können. Es gewinnt derjenige, der den schönsten Park mit den längsten Wegen für die Adligen anlegt.
Wie funktioniert's?
Die Spieler haben jeweils einen unfertigen Garten vor sich ausliegen, auf dem sie im Laufe des Spiels insgesamt 18 Landschaftsplättchen mit bestimmten Gegenständen wie Zierbrunnen oder Statuen auslegen. Jedes Plättchen kann an genau einer Stelle abgelegt werden und macht den Garten etwas wertvoller.
Man bewegt zudem neun Adlige auf seinem Brett und sammelt dafür Punkte ein. Es liegen jeweils zehn Plättchen aus und pro Runde darf man sich eins nehmen. Das muss zu einer passenden Handkarte passen, die man im Tausch dafür ablegt. Der Reiz des Spiels liegt darin, den perfekten Garten mit perfekten Wegen für die Adligen zu erstellen. Je optimierter die Plättchen abgelegt werden, desto besser können die Adligen die Gärten durchstreifen.
Was ist toll?
Der Reiz des Spiels erschließt sich einem nicht unbedingt in der ersten Runde, hat man aber einmal eine Partie absolviert, ist man angefixt. Das Spiel verläuft zudem sehr zügig. Den perfekten (weil besonders wertvollen) Garten zu erstellen, kann einen durchaus in den Bann ziehen und macht den enormen Wiederspielreiz von "Sanssouci" aus.
Was nervt?
Die Symbole auf den Plättchen sind sehr klein geraten. Da es entscheidend ist, die richtigen Plättchen auszuspielen, kann es nerven, wenn man nicht gleich erkennt, was in der Auslage liegt. Zudem ist "Sanssouci" kein Spiel, das besonders großen Wert auf Interaktion zwischen den Spielern legt. Es ist also nichts für eher laute Runden.
Für wen ist es das Richtige?
"Sanssouci" ist ein konfliktfreies und ruhiges Legespiel für Gartenfreunde, die gerne auch mal ein bisschen knobeln. Trotzdem hat das Spiel kleine Zockelemente, die es zusätzlich reizvoll machen. Es dauert eine Weile, bis man seine Strategie voll optimiert hat, auch das ist interessant: seinen eigenen Bestwert immer wieder zu überbieten. Wer sich nicht gerne mit anderen duelliert und lieber gemächlich, aber doch mit einigem Tiefgang vor sich hinspielt, wird mit "Sanssouci" bestens bedient.
Details
"Sanssouci" von Michael Kiesling, Ravensburger Spieleverlag, 2-4 Spieler, 60 Minuten Spielzeit, ab 8 Jahren, 27 Euro.
Love Letter: Ein Brief für die Prinzessin
Dass Postboten es manchmal gar nicht so leicht haben, zeigt "Love Letter". Das gilt besonders, wenn der Brief an eine Prinzessin gehen soll - es gilt nämlich sich erst einmal gegen den Hofstaat durchzusetzen.
Worum geht's?
Die Spieler sind Mitglieder des königlichen Hofstaats und wollen der Prinzessin einen Liebesbrief überbringen. Dazu müssen sie aber erst einmal herausfinden, welche Rollen die Mitspieler spielen und diese dann ausschalten. Hat man einen Mitspieler enttarnt, scheidet dieser aus, wer am Ende übrig bleibt, darf seinen Brief überbringen. Wieder so ein dämliches Thema, könnte man meinen, das Spiel ist allerdings genial und war schon Kultspiel in Japan und den USA, bevor es in diesem Jahr nach Deutschland gelangt ist.
Wie funktioniert's?
"Love Letter" ist ein Spiel, das aus nur 16 Karten besteht. Es gibt insgesamt acht Rollen (Baron, König, Prinz und so weiter), einige kommen auf den Karten also doppelt vor. Jede Rolle hat einen Punktwert und eine bestimmte Aktion, die man ausführen darf, wenn man die Karte ablegt. Spieler halten zu jeder Zeit jeweils nur eine Karte auf der Hand, sind sie an der Reihe, ziehen sie eine zweite Karte nach und legen eine der beiden vor sich ab. Meist hat man jetzt die Möglichkeit, einen Mitspieler zu enttarnen und ihn so aus dem Spiel zu schmeißen. Man darf etwa raten, wen der andere auf der Hand hält oder seine eigenen Punkte mit eines Mitspielers vergleichen. Der niedrigere Wert scheidet sofort aus. Herauszufinden, wer welche Rolle hat, geht bei nur 16 Karten sehr zügig, ohne dass man sich viel merken muss. Demnach dauert eine Runde auch nur ein paar Minuten. Wer zuletzt noch im Spiel ist bekommt ein kleines Herz. Hat man eine bestimmte Anzahl an Herzen zusammen, gewinnt man das Spiel.
Was ist toll?
"Love Letter" ist ein rasantes Spiel, bei dem es auf die richtige Mischung aus Bluffen, Kombinieren und Glück ankommt. Obwohl es ein "Deduktionsspiel light" ist, braucht man sich meist nicht zu sehr den Kopf zu zerbrechen, um die Mitspieler zu enttarnen. Raten reicht häufig aus und kickt man auf diese Art und Weise den Mitspieler aus dem Spiel, ist es umso witziger!
Was nervt?
Man kann bei diesem Spiel auch mal ratzfatz ausscheiden, ohne irgendetwas gemacht zu habe. Wer Spiele bitter ernst nimmt und es nicht verkraften kann, wenn die lieben Mitspieler sich über einen kaputtlachen, sollte vielleicht etwas anderes spielen Es ist zudem schade, dass man "Love Letter" nicht mit mehr als vier Personen spielen kann. Es wäre sonst das perfekte Partyspiel.
Für wen ist es das Richtige?
Je besser man sich kennt, desto besser funktioniert "Love Letter": Denn wenn man guten Freunden eins reinwürgt, ist es doch am schönsten! "Love Letter" ist nicht unbedingt ein Spiel, das man mit allen Verwandten unterm Tannenbaum spielen möchte, dafür klappt's mit den Jungs oder Mädels aus dem Freundeskreis extrem gut.
Details
"Love Letter" von Seiji Kanai, Pegasus Spiele, 2-4 Spieler, 30 Minuten Spielzeit, ab 10 Jahren, 10 Euro.