Die amerikanische Non-Profit-Organisation Climate Central ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Journalisten, die sich den Auftrag gegeben hat, faktenbasiert und wissenschaftsgetrieben über den Klimawandel und seine Folgen für die Menschen zu informieren.
Ein Teilgebiet, auf dem der Fokus liegt, sind die Auswirkungen und Risiken in Küstengebieten, die als Folgen der Erderwärmung entstehen (können). Zur Veranschaulichung hat die Organisation verschiedene interaktive Grafiken veröffentlicht.
Die Simulationen gehen von einem bestimmten jährlichen Anstieg des Meeresspiegels bei konstant steigenden Temperaturen aus. Die für die Rechenmodelle verwendeten Daten stammen unter anderem von der Nasa. Am Ende sind diese Simulationen natürlich erst einmal theoretischer Natur, die Entwicklung verläuft in der Realität langsam. Aber die wissenschaftsbasierten Grafiken zeigen sehr eindrücklich, was mit Städten und Gebieten entlang der Meeresküsten oder an Flüssen passieren könnte: Bereits ein Anstieg um 50 Zentimeter würde etwa weite Teile der Nordseeküste und der Tide-Elbegebiete bedrohen.
Karte 1: Risikogebiete bei steigendem Pegel
Hinweis: Wird die Grafik auf Ihrem Mobilgerät nicht oder fehlerhaft dargestellt, klicken Sie bitte hier. Tipps zur Nutzung: "Water Level" bezeichnet den Pegelstand des Wassers. Diesen können Sie nach einem Klick auf den Doppelpfeil neben dem Fragezeichen auf der erscheinenden Anzeige höher oder tiefer einstellen. In der Karte wird dann angezeigt, welche Bereiche in den gewählten Szenario unter Wasser liegen würden. Ein Klick auf "Show current Coast" ermöglicht den Vergleich mit der gegenwärtigen Situation. Sie können in die Karte hinein- und wieder herauszoomen und den Ausschnitt verschieben.
Karte 2: Jährliche Entwicklung des Risikos an den Küsten

Eine weitere Karte (siehe obenstehendes Bild) zeigt unter anderem die mögliche jährliche Entwicklung unter Berücksichtigung verschiedener Risiko-Faktoren.
Nutzer können auf einem Schieberegler eine Jahreszahl wählen und sehen, welche Küstenbereiche möglicherweise von Überflutung bedroht sind. Es ist darüber hinaus möglich, diverse Parameter in den Szenarien einzustellen, etwa eine Begrenzung des Co2-Ausstoßes.
Zu den verwendeten Daten: Wie Climate Central auf stern-Anfrage mitteilt, basiert Karte 2 auf einem kombinierten Datensatz, der stets weltweit aktuell gehalten wird. Die Datenbasis der oberen Karte 1 ("Risk Zone Map") wird dagegen außerhalb der USA nicht mehr fortlaufend aktualisiert. Es könne daher vorkommen, dass das Risiko in bestimmten Teilgebieten mittlerweile höher sei als die Darstellung vermuten lässt.
Kritik: Bei den Simulationen wurden die Deiche "weggenommen"
Update: Ralf Weisse hat einen kritischen Blick auf die Simulationen: "Richtig ist, dass der steigende Meeresspiegel eine Gefahr für die deutschen Küsten darstellt", teilt er dem stern per E-Mail mit. Weisse beschäftigt sich als Wissenschaftler im Helmholtz Zentrum Geesthacht mit dem Thema Küstenschutz. So müssen bereits heute große Gebiete durch Deiche und andere Küstenschutzanlagen geschützt werden, was auch bereits geschehe, schreibt Weisse weiter. Falsch sei jedoch, dass diese Gebiete erst durch einen Anstieg des Meeresspiegels bedroht werden. "Sie sind es bereits heute bei normaler Ebbe und Flut", so Weisse. Bei den Karten von Climate Central seien die bestehenden Deiche dagegen "weggenommen" worden. "Ein Großteil der relativ flachen deutschen Küstenregionen liegt eben nur knapp oberhalb des mittleren Meeresspiegels, viele sogar unterhalb", so Weisse. Und weiter: "In der Tat würde ein zusätzlicher Meeresspiegelanstieg weitere Gebiete bedrohen" Aber: Diese seien dann selbst bei einem Anstieg von 110 Zentimetern im Vergleich zur Fläche auf den Grafiken von Climate Central sehr klein.
Quellen und weitere Informationen: Norddeutsches Küsten- und Klimabüro, Climate Central,