"Welcome on board, Eileen, and good luck", begrüßte die Flugleitzentrale Kommandantin Eileen Collins. "Hab’ da oben etwas Spaß", fügte Startdirektor Mike Leinbach hinzu. "Auch Euch viel Glück", gab die 48-Jährige zurück, nachdem sie als erste der siebenköpfigen Besatzung in die Raumfähre "Discovery" eingestiegen war.
Nach zwei abgebrochenen Startanläufen im Mai und Mitte Juli stand das Glück der US-Weltraumbehörde NASA dieses Mal zur Seite. Dröhnend, mit langem Feuerschweif und einer Rauchwolke bis zum Himmel legte die "Discovery" um 10.39 Uhr Ortszeit (16.39 MESZ) auf dem Weltraumbahnhof von Cape Canaveral in Florida einen Bilderbuchstart hin. Zweieinhalb Jahre nach dem Absturz der Raumfähre "Columbia" mit sieben Toten kehrte die NASA damit wieder zur bemannten Raumfahrt zurück.
Allerdings löste sich am Dienstag ein großes Stück vom Tank, eine neue Kamera hielt es fest. Das Stück traf aber nach ersten Informationen nicht die Raumfähre. Sollte die "Discovery" beschädigt sein, könnte die Besatzung an Bord der ISS bleiben, bis sie von einem anderen Shuttle abgeholt wird. Außerdem soll die Besatzung neue Techniken für die Reparatur von Hitzekacheln im Weltall testen.
Seit Wochen bereitete sich die Crew auf den Start vor und änderte dabei auch ihre Schlafgewohnheiten. Schon eine halbe Stunde nach Mitternacht (06.30 MESZ) wurde die Besatzung geweckt. Zur gleichen Zeit begann für die NASA-Techniker eine dreistündige Zitterpartie. Nach dem Einfüllen von rund 1,9 Millionen Litern flüssigem Sauer- und Wasserstoff kam um 03.39 Uhr das große Aufatmen. Alle Sensoren am Außentank zeigten völlig normal an. Am 13. Juli führte ein Defekt im Sensor 2 noch zum Startabbruch.
Die letzten Stunden des Countdowns haben nicht nur viel mit Routine, sondern auch mit Tradition zu tun. Obligatorisch ist beispielsweise das Gruppenfoto vor dem Start. Die Besatzung trug dafür bunte Hawaii-Hemden. Nicht wegzudenken ist auch die traditionelle Torte mit den Insignien der Weltraummission - in diesem Fall STS-114 für den 114. Shuttle-Flug. Zum Frühstück um 04.59 (Ortszeit) griff Flugingenieur Steve Robinson, Mitglied der Astronautenband, zur Gitarre und spielte ein paar Lieder.
In entspannter Atmosphäre begann danach das Wetter-Briefing, und die guten Nachrichten sollten sich fortsetzen. Die seit Tagen drohende Gefahr einer heraufziehenden Schlechtwetterfront löste sich in Wohlgefallen auf.
Das Wetter spielte einen Hauptfaktor. Aus Sicherheitsgründen musste der Start der "Discovery" gefilmt werden, um zu sehen, ob Schaumstoffteile oder Eis das Shuttle beim Start beschädigt haben. Zerstörte Hitzekacheln am linken Flügel führten am 1. Februar 2003 zur "Columbia"-Tragödie, bei der alle sieben Astronauten ums Leben kamen.
Diese Internetseiten übertrugen den Start
Knapp dreieinhalb Stunden vor dem Start stieg eine lächelnde Kommandantin Collins als erste in das Space-Shuttle ein. Charlie Camarda malte als letzten Gruß an seinen Vater noch ein "Hi dad!" auf ein weißes Blatt Papier. Pilot Jim Kelly hatte als Dritter Mühe mit den engen Sitzen im Shuttle. Ein Helfer hielt eine schützende Hand auf den Kopf, damit sich Kelly nicht schon vor dem Start eine Beule holte. Auch der japanische Astronaut Soichi Noguchi, der erstmals ins Weltall fliegt, zeigte sich spürbar gut aufgelegt.