"Venus Express" gestartet "Mit der Präzision eines Uhrwerks"

Erleichterung bei der Esa: Der Start der Raummission "Venus Express" ist geglückt, Funk und Strom funktionieren einwandfrei. Die Sonde soll die Atmosphäre der Venus untersuchen - nicht ungefährlich bei den Temperaturen in Sonnennähe.

Die europäische Raummission "Venus Express" ist erfolgreich gestartet. Um 4.33 Uhr hob die Raumsonde an Bord einer Sojus-Rakete vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ab. Wie die Raumfahrtagentur auf einer Pressekonferenz im ESA-Raumkontrollzentrum in Darmstadt berichtete, arbeiteten wenige Stunden nach dem Start alle Systeme normal. Die Sonnensegel hätten sich planmäßig entfaltet und die Sonde verfüge über Energie.

"Bis jetzt lief alles mit der Präzision eines Uhrwerks", sagte der Leiter der Bodenkontrolle, Manfred Warhaut. Die erste europäische Venusmission soll den nächsten Nachbarplaneten der Erde am 11. April 2006 erreichen. Hauptziel der 220 Millionen Euro teuren Mission ist die Erforschung der Venusatmosphäre.

Die Venus soll helfen, die Erde zu verstehen

"Wir haben große Erwartungen", sagte Esa-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain im Esa-Raumkontrollzentrum in Darmstadt. "Mit Venus Express wollen wir einmal mehr beweisen, dass die Erforschung der Planeten für unser eigenes Leben auf der Erde von größter Bedeutung ist." Die Entschlüsselung der Venusatmosphäre werde helfen, auch die Mechanismen der Erdatmosphäre besser zu verstehen. Die Venus sei in dieser Hinsicht von besonderem Interesse, weil sie einmal große Ähnlichkeit mit der Erde aufgewiesen habe.

"Wir müssen verstehen, warum und wie sie sich ab einem bestimmten Punkt so unterschiedlich entwickeln konnten, dass der eine Planet die Wiege des Lebens wurde, während sich der andere in eine wahre Hölle verwandelte", sagte Dordain. Auf der Venus herrscht ein extremer Treibhauseffekt. Die Temperaturen erreichen Werte von rund 480 Grad Celsius.

486 Tage Forschung folgen

Die Fregat-Oberstufe der Sojus brachte die Sonde gegen 6.10 Uhr auf ihren endgültigen Kurs in Richtung Venus. Wie Flugdirektor Paolo Ferri in Darmstadt berichtete, konnte die Bodenkontrolle über die Funkstation New Norcia in Australien um 6.30 Uhr erstmals Kontakt mit Venus Express aufnehmen. Gegen 6.40 entfalteten sich planmäßig die Sonnensegel der Sonde, die in den kommenden zwei Jahren die Stromversorgung sicherstellen sollen.

Nach Angaben der Esa sind für die wissenschaftlichen Experimente zunächst 486 Tage geplant. An Bord der unter Mitwirkung von 14 europäischen Staaten konstruierten Sonde befinden sich insgesamt sieben Messinstrumente, darunter Massenspektrometer, Magnetometer sowie eine Spezialkamera.

Mit Hilfe der wissenschaftlichen Instrumente soll die 1,2 Tonnen schwere Sonde dazu aus ihrer Umlaufbahn zwischen 250 und 66.000 Kilometern Höhe umfangreiche Daten unter anderem über Temperatur, Zusammensetzung und Dichte der Atmosphäre sammeln. Außerdem erhoffen sich Wissenschaftler Erkenntnisse etwa über die Zusammensetzung der Planetenoberfläche.

Experten halten es für nahezu ausgeschlossen, dass auf der Venus Leben existiert. Es gibt kaum Wasser. Auch sonst herrschen extrem lebensfeindliche Bedingungen. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt ist der Atmosphärendruck etwa 100 Mal so hoch wie auf der Erde. Die Venusatmosphäre besteht überwiegend aus Kohlendioxid und Schwefelsäure.

Neuer Einsatz für vorhandene Technik

Venus Express ist die erste Mission zur nächsten Nachbarin der Erde seit dem Abschluss der US-Mission Magellan 1994. Die Sonde wurde unter Federführung des Raumfahrtkonzerns EADS Astrium in nur drei Jahren konzipiert und gebaut. Gesteuert wird sie vom Esa-Raumkontrollzentrum in Darmstadt.

Für die 220 Millionen Euro teure Mission griff die ESA auf zahlreiche Technologien und Instrumente zurück, die sie bereits für den Kometenjäger "Rosetta" sowie für "Mars Express", ihre erste Mission zu einem anderen Planeten, entwickelt hatte. Ursprünglich hatte "Venus Express" schon vor zwei Wochen starten sollen. Wegen einer Verunreinigung der Trägerrakete war der Termin jedoch verschoben worden.

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