Ob Mond, Mars oder sogar noch entferntere Reisen im Sonnensystem: Wenn Menschen das All nicht nur mit Raumsonden, sondern auch in Person erforschen wollen, müssen Nahrungsmittel in Raumschiffen oder Weltraumstationen selbst produziert werden. Eine Versorgung von der Erde ist bei den immensen Distanzen im Kosmos kaum möglich. Der Außenposten der Menschheit, die Internationale Raumstation ISS, wurde bislang ausschließlich mit Lebensmitteln von der Erde versorgt. Laut der US-Weltraumbehörde Nasa sollen Astronauten auf der ISS nun erstmals selbstgepflanztes Gemüse essen: Genauer gesagt können sich die Raumfahrer auf eine frische Portion Römersalat freuen. Zuvor wurde der auf der ISS angepflanzte Salat zu Analysezwecken zurück zur Erde geschickt. Nun soll das Gemüse des Projekts "Veg-01" endlich probiert werden.
Wie die Nasa auf ihrer Webseite mitteilt, sollen die Salatblätter zunächst mit Wischtüchern gesäubert werden. Die Hälfte des Salats soll dann gegessen werden, die andere Hälfte wird eingefroren und zur Analyse zur Erde geschickt. 33 Tage hat der Salat gebraucht, um im All erntereif zur werden. Die Samen lagerten vor ihrer Anpflanzung bereits seit 15 Monaten an Bord der ISS.
Hochgezogen wurden die Pflanzen dann mithilfe von roten, grünen und blauen LED-Lampen, die das Gemüse in ein magentafarbenes Licht tauchten. "Blaue und rote Wellenlängen sind nötig, um gutes Pflanzenwachstum zu garantieren", bestätigt der Wissenschaftler Ray Wheeler auf der Nasa-Webseite. Grüne LEDs wurden eher aus psychologischen Gründen hinzugefügt, damit der Salat halbwegs essbar aussieht. "(…) frische Nahrungsmittel wie Tomaten, Blaubeeren und Salate sind eine gute Quelle für Antioxidantien.", so Wheeler.
Pflanzen heben die Stimmung
Doch neben dem Nährwert könnte frische Nahrung auf langen Reisen wie etwa zum Mars auch psychologische Vorteile bieten. Sich über Monate, gar Jahre hinweg nur von Fertignahrung zu ernähren, könnte den Astronauten zusätzlich aufs Gemüt schlagen. "Bei zukünftigen Weltraummissionen könnten vier bis sechs Crew-Mitglieder auf sehr engem Raum für eine lange Zeit zusammen leben", so Nasa-Wissenschaftlerin Alexandra Whitmire. Es sei wichtig, die Astronauten in dieser Zeit mit sinnvollen Aufgaben zu beschäftigen. Das Arbeiten mit Gemüse könnte den Raumfahrern helfen, diese harten Bedingungen zu überstehen. Pflanzen haben nämlich auch einen positiven Effekt auf die menschliche Psyche und Produktivität.
Auch die Menschen auf der Erde könnten von den Nasa-Experimenten auf der ISS profitieren: Die dabei gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse könnten eines Tages in Urban-Farming-Projekten zum Einsatz kommen. "Wir planen Experimente die den Einfluss von Licht-Qualität, Ernteerträgen, Nährwerten und Geschmack sowohl auf der Erde als auch im All analysieren sollen", erklärt ein weiterer Wissenschaftler. Den Astronauten an Bord der ISS wünschen wir nun erstmal einen guten Appetit.