Bisher konnten Forscher nicht eindeutig ermitteln, welche chemischen Elemente im Mondgestein enthalten und wie sie auf dem Erdtrabanten verteilt sind. Diese Frage kann die japanische Raumsonde "Kaguya" nun genauer beantworten - auf ihren Messungen beruht die neue Karte. Demnach tritt Uran vor allem im Oceanus Procellarum und im Südpol-Aitken-Becken auf, berichtet das Planetary Science Institute in Tucson. Der Oceanus Procellarum ist die größte der dunklen Tiefebenen, die sogenannte Maria, und das Südpol-Aitken-Becken der größten Einschlagskrater. Noch nie zuvor konnte Uran so eindeutig nachgewiesen werden, erklärt das Forscherteam um Naoyuki Yamashita und Nobuyuki Hasebe von der Waseda University in Japan.
Die Sonde startete im September 2007. Sie kreiste während ihrer Mission in einer Höhe von etwa 100 Kilometern über der Mondoberfläche und sammelte verschiedene Daten. Darunter waren Messungen mit einem Hochleistungs-Gammastrahlenspektrometer, mit dessen Hilfe chemische Elemente aufgespürt und identifiziert werden können. Auch ihre Verteilung lässt sich damit bestimmen.
Neue Daten ermöglichen präzise Abgrenzung
Für die neue Uran-Karte werteten die Forscher zwei Messreihen aus, die zwischen Dezember 2007 und Februar 2008 sowie von Juli bis Oktober 2008 entstanden waren - insgesamt etwa 2100 Stunden. In den obersten Zentimetern der Mondoberfläche befinden sich demnach Kalium, Thorium, Uran, Sauerstoff, Magnesium, Aluminium, Silizium, Kalzium, Titan und Eisen. Einige dieser Elemente waren schon in früheren Mondmissionen nachgewiesen worden. Dank der besseren Auflösung der Instrumente auf "Kaguya" konnten die Forscher nun aber die einzelnen Stoffe viel präziser voneinander abgrenzen und die Mengen ungefähr abschätzen.
Besonders interessiert waren die Wissenschaftler an der Verteilung von Uran, Kalium und Thorium. Diese drei Elemente scheinen meist gemeinsam vorzukommen. Besonders häufig sind sie in bestimmten Bereichen im Oceanus Procellarum, dem "Meer der Stürme", das links oben auf der sichtbaren Seite des Mondes liegt. Auch im Südpol-Aitken-Becken, das als mögliches Reservoir von Wassereis gilt, scheinen sich die radioaktiven Elemente angereichert zu haben. In den Höhenlagen sind sie eher rar. Das gilt speziell für die westlichen Höhenzüge direkt über dem Äquator auf der Seite, die der Erde abgewandt ist. Wie viel Uran sich dort genau befindet, können die Wissenschaftler noch nicht sagen - dazu müssen sie die Daten weiter bearbeiten und korrigieren.
Die Verteilung von Elementen wie Uran, Thorium und Kalium auf dem Erdtrabanten ist nicht nur für eventuelle zukünftige Mondmissionen interessant, sondern liefert Forschern auch neue Erkenntnisse über die Entstehung, die Geschichte und die Geologie des Mondes.