Die europäisch-amerikanische Doppelsonde "Cassini-Huygens" hat vom Tiefflug über den Saturnmond Titan erfolgreich Bilder zur Erde gefunkt. "Die Qualität des Rohmaterials ist sehr gut", lobte der Missionsplaner Michael Khan von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) am Mittwoch in Darmstadt. Der mit einem Abstand von 1200 Kilometern bislang dichteste Vorbeiflug am Dienstag sei gelungen. Eine vorläufige Auswertung der Bilder und Messdaten von den Bordinstrumenten soll am Donnerstag vorliegen.
Der Titan ist der zweitgrößte Mond im Sonnensystem und übertrifft mit 5150 Kilometern Durchmesser sogar die Planeten Merkur und Pluto. Als einziger Mond des Sonnensystems besitzt der Titan eine stabile Atmosphäre. Die Kenntnisse, die man bisher über den Mond hat, machen Seen aus Methan und elektrische Stürme möglich. "Cassini"-Wissenschaftler Dennis Matson bezeichnet den Titan "als eine Art Zeitmaschine, die uns in die Vergangenheit mitnimmt und zeigt, wie die Erde einmal ausgesehen haben könnte". Außerdem erhofft sich Matson, dass der dunstige Mond Anhaltspunkte liefert, wie sich die primitive Ur-Erde zu einem belebten Planeten entwickelt hat. Wegen der extremen Kälte von minus 180 Grad Celsius wird auf dem Titan kein Leben erwartet.
Die "Cassini-Huygens" ist die erste Raumsonde, die nach 23 Jahren in die Nähe des Saturns gekommen ist. Sieben Jahre und über 3,5 Milliarden Kilometer hat die Sonde auf ihrem Weg zum Saturn und seinen Monden zurückgelegt. Die Bilder und Messdaten vom Tiefflug über den Saturnmond sollen ein Urteil über seine Oberflächenstruktur ermöglichen. Die Bodenverhältnisse des Titan sind entscheiden für den geplanten Höhepunkt der europäisch-amerikanischen Expedition. Am 14. Januar 2005 soll die Tochtersonde "Huygens" in die Gashülle des Saturn-Trabanten stürzen und eine Landung versuchen. An dem fast drei Milliarden Euro teuren Weltraumprojekt beteiligen sich die USA und 17 europäische Länder.