Nicht größer als einen Meter war der Homo floresiensis, das lässt sich aus den Knochenfunden, die Forscher seit 2003 auf der indonesischen Insel Flores entdeckt haben, leicht errechnen. Schwieriger ist dagegen zu beantworten, ob der Flores-Mensch eine eigene Art darstellt oder ob es sich um einen kleinwüchsigen modernen Menschen handelte. Im Fachmagazin "Nature" berichten zwei Forschergruppen, über ihre Arbeit mit den "Hobbit"-Fossilien. Beide kommen zu dem Schluss, dass der Flores-Mensch eine eigene Art darstellt.
Der Homo floresiensis lebte bis vor etwa 17.000 Jahren auf der indonesischen Insel und existierte damit zeitgleich mit dem modernen Menschen. Die "Hobbits" waren nicht nur von kleinem Wuchs, sondern hatten auch ein ungewöhnlich kleines Gehirn. Als mögliche dafür verantwortliche Krankheiten diskutierten Forscher Mikrozephalie und Kretinismus, die beide ähnliche Deformationen des Körperbaus hervorrufen können.
Vergleich mit Flusspferd-Fossilien
Aus dem Tierreich ist allerdings auch bekannt, dass auf Inseln vorkommende Arten oft kleiner sind als die Verwandten auf dem Land. Eleanor Weston und Adrian Lister vom Naturhistorischen Museum London verglichen daher die Fossilien des Flores-Menschen mit denen von Zwergflusspferden, die auf Madagaskar lebten. Dabei zeigt sich, dass auch die Gehirne der Flusspferde stärker geschrumpft waren. Das kleinere Hirn, so die Folgerung der Forscher kann also eine Folge der so genannten Inselverzwergung sein.
William Jungers von der New Yorker Universität Stony Brook und seine Kollegen analysierten die Füße des Homo floresiensis. Der Fuß des Fossils LB-1, dem ersten Fund in der Liang-Bua-Höhle ist steif und besitzt keine gegenüberstehenden Zehen mehr. Damit ähnelt er anatomisch unserem. In anderen Merkmalen unterscheidet er sich jedoch deutlich von dem des modernen Menschen: Der Hobbitfuß ist überdurchschnittlich lang im Vergleich zum Bein und die gedrungene große Zehe ist schimpansenähnlich.
Den entscheidenden Unterschied sehen die Forscher im Kahnbein, einem kurzen Knochen der Fußwurzel. Das Kahnbein des Hobbits ist wie das der Menschenaffen beschaffen und lässt darauf schließen, dass die Hominiden ebenfalls kein Fußgewölbe hatten. Dieses ist aber unerlässlich für einen Langläufer, wie der moderne Mensch einer ist. Diese Entdeckungen könnten sogar darauf deuten, dass der Vorfahre des Flores-Menschen nicht der Homo erectus war, sondern ein früherer Hominide, etwa der Homo habilis.
bub/DDP