Der vor drei Tagen gestorbene Immunforscher Ralph M. Steinman behält seine Nobelpreis-Ehrung. Wie die Nobelstiftung am Montagabend in Stockholm mitteilte, wird die Entscheidung nicht revidiert. Dabei dürfen Personen eigentlich nicht posthum mit dieser hohen Auszeichnung geehrt werden.
Die schwedischen Juroren wussten nichts von Steinmans Tod am vergangenen Freitag, als sie ihm den Nobelpreis zusammen mit dem Franzosen Jules A. Hoffmann und dem US-Forscher Bruce A. Beutler zuerkannten.
In der Erklärung der Stiftung hieß es, das Verbot der posthumen Auszeichnung beziehe sich nur auf eine bewusst in diesem Sinne getroffene Wahl. Die Juroren hätten die Entscheidung am Freitag um 14.30 Uhr getroffen, ohne von Steinmans Tod um 11.30 etwas zu wissen. Die Rockefeller-Universität in New York erfuhr ebenfalls erst am Montag von der traurigen Nachricht. Sie teilte den Tod anschließend auf ihrer Internetseite mit - zu spät für die Nobelstiftung.
"Großartiger Forscher, wundervoller Mensch"
Die Angehörigen des in Kanada geborenen Wissenschaftlers erhalten im Dezember umgerechnet rund 550 000 Euro, die Hälfte der Gesamtdotierung für den Medizin-Nobelpreis. Die andere Hälfte teilen sich Hoffmann und Butler, die am gleichen Thema geforscht hatten. Die Familie von Steinman zeigte sich trotz der Unsicherheit um die Verleihung hoch erfreut. "Wir sind alle so berührt, dass die vieljährige harte Arbeit meines Vaters für den Nobelpreis ausgewählt wurde", sagte Tochter Alexis.
Die drei Forscher hätten durch ihre Entdeckungen das Verständnis des Immunsystems revolutioniert, hatte die Nobel-Jury in Stockholm ihre Wahl begründet. Beutler und Hoffmann erhalten die Auszeichnung für die Entdeckung der angeborenen Immunität. Steinman wurde für seine Forschungsergebnisse über dendritische Zellen ausgezeichnet. Diese spielen eine sehr wichtige Rolle, Angreifer wie Bakterien oder Viren abzuwehren.
Großes Lob erntete Steinman von dem deutschen Kollegen Thomas Boehm. Der Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg sagte der Nachrichtenagentur DPA: "Herr Steinman hat Bahnbrechendes geleistet." Er rühmte den Kanadier als "intellektuelle Führungspersönlichkeit". Der deutsche Nobelpreisträger Günther Blobel, ebenfalls an der Rockefeller-Universität, hatte Steinman noch vor einigen Wochen gesehen. "Er wirkte ganz in Ordnung". Der Kanadier sei ein "großartiger Forscher und ein wundervoller Mensch" gewesen.