Verstorbener Nobelpreisträger Steinman Frage nach posthumer Ehrung des Mediziners bleibt zunächst offen

Nach Angaben einer Sprecherin der Nobel-Stiftung soll die Entscheidung, ob Ralph Steinman posthum den Medizin-Nobelpreis bekommt, bald getroffen werden.

Ob der vor wenigen Tagen gestorbene Forscher Ralph M. Steinman den Medizin-Nobelpreis posthum verliehen bekommt, bleibt zunächst offen, ist aber eher unwahrscheinlich. Das sagte der frühere Nobelkomitee-Sekretär Anders Baranyi am Montag in Stockholm der Nachrichtenagentur dpa. Die Regeln für die Nobelpreise schließen ihm zufolge die Vergabe an einen Toten aus.

Die schwedischen Juroren hatten wenige Stunden nach der Zuerkennung bekanntgegeben, dass Steinman nicht mehr lebt. Eine Sprecherin des Karolinska-Instituts sagte der Nachrichtenagentur dpa am Montagnachmittag lediglich, man werde dazu "eine Stellungnahme veröffentlichen". Sie wollte auf weitere Fragen nicht antworten.

Der Jury-Sekretär Göran Hansson sagte im Rundfunksender SR nur: "Wir studieren die Statuten." Dort ist unter Paragraf 4 zu lesen (dpa-Übersetzung): "Die Arbeit einer Person, die bereits gestorben ist, soll nicht für eine Auszeichnung berücksichtigt werden. Wenn der Preisträger vor der Übergabe (am 10. Dezember) gestorben ist, darf der Preis übergeben werden (etwa an die Nachkommen)."

Bei der Bekanntgabe des Preises am Montagmorgen wussten die Juroren nicht, dass der Forscher aus Kanada bereits am 30. September im Alter von 68 Jahren an Krebs gestorben war. Die Rockefeller-Universität in New York hatte dies nach der Zuerkennung auf ihrer Internet-Seite mitgeteilt.

Baranyi meinte, dass nach seinem Dafürhalten die bisher vorgesehene Dotierung des halben Nobelpreises für Steinman auf die beiden anderen Preisträger Bruce A. Beutler und Ralph M. Steinman aufgeteilt werden müsse. Insgesamt ist der Preis mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro (zehn Millionen Kronen) dotiert. Baranyi war 1989 bis 2004 Sekretär des Physik-Komitees und gilt als führender Kenner der Nobelpreis-Regeln und -Geschichte.

Er nannte den Fehler des Komitees "tragisch für die Hinterbliebenen von Steinman". Baranyi verwies auf die letzte posthume Nobelpreisvergabe: Der schwedische UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld war im September 1961 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen und bekam den Friedensnobelpreis wenige Wochen später zuerkannt. Danach wurden die Statuten für alle Nobelpreise so verändert, dass dies nicht mehr möglich war.

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