Kulturelle Entwicklung Der Speer trieb den Mensch aus Afrika

Die Erfindung des Speers vor einer Million Jahren hat die Entwicklung der Gewalt zwischen den Menschen in der Altsteinzeit entscheidend beeinflusst.

Das schließt ein amerikanischer Anthropologe aus seinen Untersuchungen. Bei den Streitereien war plötzlich nicht mehr die Größe der Gruppe entscheidend, sondern wer wen zuerst entdeckte. Daraus resultieren auch soziale Veränderungen, infolge derer der Mensch aus Afrika auswanderte. Raymond Kelly von der Universität von Michigan in Ann Arbor berichtet über seine Erkenntnisse in der Fachzeitschrift "PNAS" (Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1073/pnas.0505955102).

Der Speer veränderte die Machtbilanz

Bei sozial lebenden Säugetieren wie Schimpansen kommt es häufig zu Gewaltakten, bei denen sich Mitglieder zweier verschiedener Gruppen töten. Fast immer streiten sich dabei Männchen, die ihre Macht ausbauen wollen, um ein Territorium. Denn je größer das besiedelte Gebiet ist, desto mehr Nahrungsvorräte sind vorhanden und desto größer ist die eigene Fitness. Streit um Territorien gab es auch beim frühen Menschen der Altsteinzeit vor rund 2,5 Millionen Jahren. Zuerst verteidigte der Mensch seine Gebiete in der Gruppe. Es galt: Je größer die Gruppe, desto einfacher konnten kleinere Gruppen überfallen werden und desto größer war die eigene Überlebenswahrscheinlichkeit.

Tarnung und Schnelligkeit wurden wichtiger als die Gruppengröße

Die Erfindung des Wurfspeers vor rund einer Million Jahren und die Entwicklung von Jagdstrategien aus dem Hinterhalt veränderten jedoch die Machtbilanz, wie Kelly erklärt. Eine große Gruppe garantierte nicht mehr den Sieg, sondern es zählte auch gute Tarnung und Schnelligkeit. Da die Macht einer großen Gruppe so nicht mehr länger einen Gewinn an Territorium sicherstellte, begannen benachbarte Gruppen, Strategien zur Vermeidung von Konflikten anzuwenden. Sie jagten gemeinsam und lernten, ihre Beute zu teilen. Das Vermeiden von Konflikten hatte jedoch auch zur Folge, dass die Gruppen voneinander wegziehen mussten, um den Wettbewerb bei der Nahrungssuche möglichst gering zu halten. Dies aber gab der Migration einen Vorschub: Der Mensch wanderte nach Europa und Asien aus.

Die friedliche Zeit endete vor 14.000 Jahren

Diese von Frieden geprägte Zeit dauerte bis vor ungefähr 14.000 Jahren. Damals begann der Mensch, sich niederzulassen und eine geordnete Gesellschaft zu bilden. Diese beinhaltete auch den Fortschritt der militärischen Organisation. Es kam wieder vermehrt zu Gewaltakten zwischen den Gruppen, die fortan jedoch in Kriegen endeten.

DDP

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