Menschliche Wahrnehmung Der uralte Blick des Jägers

Ein Jäger muss Tiere und Menschen schneller wahrnehmen können als tote Gegenstände
Ein Jäger muss Tiere und Menschen schneller wahrnehmen können als tote Gegenstände
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Für unsere Vorfahren war es über Millionen von Jahre hinweg überlebenswichtig, Tiere und feindlich gesinnte Menschen blitzschnell erkennen zu können. Doch Forscher fanden jetzt heraus, dass selbst der moderne Mensch noch immer den Blick eines Jägers hat.

Das menschliche Gehirn ist auf die schnelle Erkennung von Tieren oder anderen Menschen programmiert. Tote Gegenstände wie Autos oder Tassen werden auf Bildern daher wesentlich langsamer und weniger zuverlässig registriert als lebende Wesen. Das haben amerikanische Wissenschaftler in Tests mit Freiwilligen herausgefunden. Die Fähigkeit, mögliche Angreifer oder Beutetiere schnell zu erkennen, hat sich im Laufe der Evolutionsgeschichte des Menschen entwickelt und ist angeboren, interpretieren die Wissenschaftler um Joshua New von der Universität von Kalifornien in Santa Barbara die Beobachtung. Ihre Ergebnisse stellen die Forscher im Fachmagazin "PNAS" vor.

Die Forscher zeigten den Probanden jeweils zwei Bilder ein und derselben Szene, die sich nur durch ein Detail unterschieden: In ein Bild einer afrikanischen Savannenlandschaft hatten sie beispielsweise ein Auto eingefügt, bei einem anderen einen Elefanten. Andere Bildpaare zeigten einen Schreibtisch, auf dem eine Kaffeetasse stand, bei anderen tauchte in einer Urwaldszene eine menschliche Gestalt auf. Für jedes Bildpaar ermittelten die Forscher, ob und wie schnell die Probanden die Veränderungen bemerkten.

Sehen wie die Vorfahren

Dabei zeigte sich durchweg ein großer Unterschied zwischen toten Gegenständen und Lebewesen: So wurde der Elefant in der afrikanischen Landschaft schneller und zuverlässiger erkannt als das Auto, auch wenn er auf dem Bild viel kleiner war und sich mit längst nicht so scharfen Kontrasten vom Hintergrund abhob. Und die Kaffeetasse auf dem Schreibtisch registrierten die Probanden bei weitem nicht so schnell wie eine vergleichsweise winzige Taube in einer Marktszene oder eine menschliche Gestalt im tropischen Regenwald.

Gerade die im Vergleich zu Lebewesen langsame Erkennung von Autos spreche dafür, dass die Unterschiede nicht auf erlernten Fähigkeiten beruhen, sondern angeboren sind, schreiben New und seine Kollegen. Für die Jäger-Sammler-Kulturen unserer Vorfahren war es über Jahrmillionen hinweg ein Vorteil, Tiere, feindlich gesinnte Menschen oder auch mögliche Paarungspartner schnell zu registrieren. Diese Präferenz für lebende Wesen hat sich erhalten - obwohl es für die meisten Menschen heute wohl eher ein Vorteil wäre, Autos schnell zu erkennen und sie diese Fähigkeit im Alltag auch ständig trainieren, betonen die Wissenschaftler.

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