Versteckte Kunst Physiker durchleuchten Gemälde von van Gogh

Stammt das "Stillleben mit Wiesenblumen und Rosen" von dem niederländischen Maler van Gogh? Die Fachwelt war über diese Frage bis jetzt zerstritten. Doch Physiker konnten das Rätsel nun lösen.

Dank neuester Untersuchungsmethoden deutscher Physiker haben Experten ein umstrittenes Gemälde des Malers Vincent van Gogh als echt identifiziert. Durch eine Röntgen-Fluoreszenzanalyse am Deutschen Elektronensynchroton (DESY) sei in dem "Stillleben mit Wiesenblumen und Rosen" van Goghs typische Pinselführung nachgewiesen worden, teilte das DESY in Hamburg mit. Auch die Farben entsprächen denen, mit denen der Maler sonst arbeitete.

Das "Stillleben mit Wiesenblumen und Rosen" gehört den Angaben zufolge dem Kröller-Müller Museum in Otterlo in den Niederlanden. Es hatte das Bild 1974 gekauft. Die Echtheit war aber wegen einer für van Gogh ungewöhnlichen Größe und einer untypisch angebrachten Signatur stets umstritten. 2003 wurde dem Gemälde der Status als van Gogh-Werk ganz aberkannt. Seitdem galt es offiziell als Werk eines unbekannten Künstlers, blieb jedoch in der Sammlung des Museums.

Die Echtheit des Gemäldes wurde nun bei einer gemeinsamen Untersuchung des Kröller-Müller Museums, des Amsterdamer Van Gogh Museums, des DESY, der Technischen Universität im niederländischen Delft sowie der Universität von Antwerpen bestätigt. Erforscht wurde das Stillleben von 1886 dabei größtenteils an der zu DESY gehörenden Synchrotonstrahlungsquelle DORIS. Die Anlage erzeugt starke Röntgen- und UV-Licht-Strahlung. Am DESY wird mit solchen Lichtquellen und mit Teilchenbeschleunigern physikalische Forschung betrieben.

Über älteres Bild gemalt

Ausführlich dokumentiert wird das Projekt nach Angaben von DESY in einem wissenschaftlichen Artikel, den das Kröller-Müller Museum nun veröffentlichte. Auch das Stillleben selbst sei von diesem Dienstag an wieder in dem niederländischen Museum öffentlich zu sehen, teilten die Hamburger Forscher mit.

Das Blumen-Stillleben war über ein älteres Bild gemalt worden, das zwei Ringer zeigte. Dieses für van Gogh durchaus typische Vorgehen war Experten seit einer Röntgenaufnahme von 1998 bekannt, aber erst mit den Möglichkeiten der DORIS-Strahlenquelle konnten laut DESY die Details des verborgenen Gemäldes mit einer sogenannten Makroröntgenfluoreszenanalyse bildlich aufbereitet werden.

Bei der Untersuchung des Stillebens stellten die Kunstexperten fest, dass es sich tatsächlich um ein Bild handelte, das van Gogh 1886 in Paris über eine ältere Komposition von zwei ringenden Athleten malte, die er im selben Jahr an der Kunstakademie von Antwerpen nach den dort üblichen Vorgaben angefertigt hatte. Das verborgene Ringerbild sei mit van Goghs charakteristischem Pinselschwung gemalt, auch die Zusammensetzung der Farben stimme mit der von anderen seiner Bilder exakt überein. Die ungewöhnliche Größe des Gemäldes erkläre sich wiederum durch den Umstand, dass er die bereits benutzte Leinwand "recycelte".

AFP
lea/AFP

PRODUKTE & TIPPS