Bei einem ersten öffentlichen Treffen hat sich eine Expertengruppe der US-Raumfahrtbehörde Nasa für mehr und bessere Daten zu Beobachtungen von unidentifizierten Flugobjekten (Ufos) ausgesprochen. Die Untersuchung von "nicht identifizierten anomalen Phänomenen" (Unidentified Anomalous Phenomena, kurz: UAP), wie sie mittlerweile in den USA genannt werden, sei "extrem wichtig" unter anderem aus Sicherheitsgründen, sagte Nasa-Manager Dan Evans bei einer Pressekonferenz nach dem rund vierstündigen Treffen am Mittwoch im Hauptquartier der Behörde in Washington.
Viele UAPs aus der Vergangenheit könnten nicht aufgeklärt werden, weil die Informationen dazu zu gering und von zu schlechter Qualität seien, ergänzte Evans' Kollege David Spergel. Die vorhandenen Daten und Zeugenaussagen reichten nicht aus, um schlüssige Beweise für die Natur und den Ursprung jedes einzelnen Ereignisses zu liefern. "Wir brauchen Daten von hoher Qualität".
Bislang keine Hinweise auf außerirdisches Leben
"Die Behauptung, dass wir etwas sehen, das ein Beweis für nicht-menschliche Intelligenz ist, würde außergewöhnliche Beweise erfordern, und die haben wir nicht gesehen", zitiert die "Los Angeles Times" den Astrophysiker. "Die meisten UAPs werden sich als Phänomene herausstellen, die wir verstehen." Bislang gebe es jedenfalls keinerlei Hinweise darauf, dass sie in Verbindung zu außerirdischem Leben stünden.
Das "All-domain Anomaly Resolution Office", die Abteilung des US-Verteidigungsministeriums, die mit der Identifizierung anomaler Phänomene betraut ist, habe seit 1996 etwa 800 Berichte über UAPs untersucht, erklärte der Direktor der Behörde, Sean Kirkpatrick. Nur etwa zwei bis fünf Prozent dieser Sichtungen seinen nach der Untersuchung unerklärt geblieben. Bei den ungeklärten Fällen handele es sich in der Regel um solche mit zu wenig zuverlässigen Informationen, um eine Schlussfolgerung ziehen zu können, sagte er.
Der ehemalige Marinepilot und frühere Kommandant der ISS, Scott Kelly, berichtete, er habe als Astronaut an Bord der Raumstation im Weltraum häufig Dinge gesehen, die ihm unerklärlich erschienen. Bei näherer Betrachtung hätten sich alle als natürliche Phänomene oder eine Täuschung aus Licht und Wahrnehmung entpuppt. "Die Umgebung, in der wir arbeiten, ist für optische Täuschungen sehr, sehr günstig", sagte Kelly. "Es ist eine sehr, sehr schwierige Umgebung, in der man arbeiten muss, besonders nachts."
Nasa rechnet Ende Juli mit Ergebnissen
UAPs sind nach Angaben der Nasa "Ereignisse am Himmel, die aus wissenschaftlicher Sicht nicht als Fluggeräte oder bekannte Naturphänomene identifiziert werden können". Der Begriff stand ursprünglich für Unidentified Aerial Phenomena (nicht identifizierte Luftphänomene), wurde aber im vergangenen Dezember durch ein Bundesgesetz geändert, in Anerkennung der Tatsache, dass die Suche nach UAPs auch weltraumnahe und unterseeische Phänomene umfassen sollte, wie Evans erklärte.
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Die Nasa hatte im vergangenen Jahr verkündet, Beobachtungen zu analysieren, die nicht eindeutig – etwa als technische oder Naturphänomene – identifiziert werden können. Ein unabhängiges Team von 16 Wissenschaftlern soll nun bis Ende Juli seine Ergebnisse der Überprüfung von ungeklärten Phänomenen in einem Bericht vorlegen. Das Ziel der Gruppe besteht laut dem US-Sender CNN allerdings nicht darin, die wahre Natur der UAPs zu bestimmen. Stattdessen gehe es darum, wie derartige Phänomene mithilfe von Daten und Technologie bewertet und untersucht werden können.
Die Studie sei mit der US-Regierung abgesprochen, hieß es von der Nasa, sei aber unabhängig von der diesbezüglichen Arbeit des US-Verteidigungsministeriums gemeinsam mit Geheimdiensten. Das Pentagon hatte in den vergangenen Jahren Berichte vorgelegt, nach denen es für Dutzende Himmelserscheinungen aus den vergangenen zwei Jahrzehnten bislang keine Erklärungen gebe – aber auch keine Hinweise auf geheime Technik anderer Länder oder außerirdischen Lebens. Auch das Pentagon hatte unzureichende Daten bemängelt. Erstmals seit Jahrzehnten hatte es dazu auch eine Anhörung im Kongress gegeben.
Quellen: "Los Angeles Times", CNN, DPA