Es wimmelt und wuselt am wohl lebensfeindlichsten Ort unserer Erde: Bakterien haben vor gut 2800 Jahren einen Salzsee unter dem antarktischen Eis als Lebensraum entdeckt. Über Jahrtausende harrten sie bei minus 13 Grad aus, ohne Sauerstoff und Licht. US-Forscher um Alison Murray fanden die betagten Überlebenskünstler bei Bohrungen. Ihre Entdeckung stellen die Wissenschaftler im US-Journal "PNAS" vor.
Über Jahrtausende isoliert
Bereits im Jahr 2005 bohrten die Experten ein 16 Meter tiefes Loch durch das Eis der Antarktis. Sie stießen auf den darunter liegenden Salzsee Lake Vida, nahe der amerikanischen Forschungsstation McMurdo. Berechnungen ergaben, dass das Salzwasser über 2800 Jahre keinen Kontakt mehr zur Oberfläche hatte. Deswegen trafen die Forscher extreme Vorsichtsmaßnahmen, um das Wasser nicht mit fremden Organismen zu infizieren. Im Anschluss entnahmen die Wissenschaftler Proben und untersuchten sie.
Die Ergebnisse verblüfften: Die Forscher fanden vielfältige Bakterien, die in der salzigen, leicht sauren Brühe lebten. Um ihre Existenz zu sichern, schrauben die Bakterien ihren Stoffwechsel auf ein Minimum herunter. Ohne Licht und Sauerstoff erhalten sie ihre Energie durch chemische Reaktionen.
Leben zwischen Lachgas und Ammoniak
Die Salzlake, in der die Bakterien leben, enthält organische Kohlenstoffverbindungen, daneben Wasserstoff und reduzierte Metallverbindungen. Neben gelöstem Lachgas enthält die Lake auch Ammoniak. Diese Lösung reagiert vermutlich mit dem darunter liegenden Sediment, schätzen die Experten. Dies könnte helfen, die Energie für den langsamen Stoffwechsel der Bakterien zu liefern.
Der Fund zeigt: Auch unter extrem lebensfeindlichen Bedingungen kann Leben auf einer niedrigen, sparsamen Stufe existieren. Die Antarktis-Bakterien könnten ein Modell für andere Lebensformen sein - etwa auf fernen, eisbedeckten Himmelskörpern wie dem Jupitermond Europa.