Gewaltiger Wall Warten auf den Vulkanausbruch: So wollen die Isländer den drohenden Lavastrom umleiten

Das Drohnenfoto zeigt den Ausbruch des Berges Litli-Hrútur auf der dünn besiedelten Reykjanes-Halbinsel
Island: Das Drohnenfoto zeigt den Ausbruch des Berges Litli-Hrútur auf der dünn besiedelten Reykjanes-Halbinsel
© Ragnar Visage / RUV / DPA
Sehen Sie im Video: Isländer wollen drohenden Lavastrom mithilfe eines riesigen Walls umleiten.
 
 
 
 
Reykjanes-Halbinsel, Island: Island erwartet einen Vulkanausbruch. Gewaltiger Wall soll Lava umleiten. Geothermisches Kraftwerk soll geschützt werden. Seit Wochen wird verstärkte seismische Aktivität registriert. 4000 Menschen mussten die Stadt Grindavik verlassen.
Die Behörden in Island wollen Lava eines drohenden Vulkanausbruchs geordnet umleiten. Dazu wird im Südwesten Islands derzeit ein Damm errichtet. Er soll ein nahegelegenes Kraftwerk schützen.

Das von einem Vulkanausbruch auf Island bedrohte Geothermalkraftwerk Svartsengi soll durch Dämme geschützt werden. Der größte Bulldozer des Landes sei auf die Halbinsel Reykjanes gebracht worden, meldete der Sender RUV. Das 104 Tonnen schwere Gerät, dessen Motor nach Firmenangaben mehr als 860 PS Leistung bringen kann, solle fünf Kilometer lange Dämme errichten, um das wichtige Kraftwerk vor Lava zu schützen.

Grindavík liegt rund 40 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Reykjavik und wird seit Tagen von einem möglichen Vulkanausbruch bedroht. Die rund 3700 Einwohner mussten in der Nacht zum vergangenen Samstag ihre Häuser verlassen, weil ein etwa 15 Kilometer langer Magma-Tunnel unter Grindavík hindurch bis unter den Meeresboden verläuft. Die nahe gelegene Blaue Lagune, eine der bekanntesten Touristenattraktionen Islands, war bereits zuvor geschlossen worden. Der isländische Wetterdienst teilte mit, die durch den Magma-Tunnel ausgelösten seismischen Aktivitäten gingen zurück. Die Gefahr eines Ausbruchs bleibe jedoch bestehen, sagte die für Naturkatastrophen zuständige Abteilungsleiterin Kristín Jónsdóttir dem Sender RUV. "Wir sind sehr wachsam in dieser Hinsicht. Und wir sehen gerade bei den vergangenen Eruptionen, dass genau dann, wenn diese (Bewegung) abnimmt, eine Eruption näherrückt."

Island: Behörden nennen möglichgen Ausbruchsort

Die isländischen Behörden haben indes einen möglichen Ausbruchsort des flüssigen Gesteins aus dem seit Wochen aktiven Magma-Tunnel genannt. Die Verformung des Bodens weise auf ein Gebiet etwa zwei Kilometer nördlich der geräumten Stadt Grindavík hin, sagte Zivilschutzdirektor Vídir Reynisson. Das Geothermiekraftwerk Svartsgeni sei rund 1,5 Kilometer entfernt. Reynisson sagte, das Werk liefere Heizwärme für 30.000 Menschen. Der Schutz der Anlage genieße höchste Priorität. Der Bau von Wällen, die austretendes Magma aufhalten sollen, gehe schneller vonstatten als gedacht.

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Nach Angaben von Reynisson läuft immer noch Magma in den Tunnel und befindet sich schätzungsweise 1000 Meter unter der Erdoberfläche. "Es besteht ein hohes Risiko eines Ausbruchs in den nächsten Tagen, aber wir können es nicht genau quantifizieren", sagte er. Falls eine Eruption weiter ausbleibe, nehme die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs mit der Zeit ziemlich schnell ab.

Hunderte Meter hohe Lavafontäne möglich

Der Vulkanologe Olafur Gudmundsson von der Universität Uppsala sagte der schwedischen Nachrichtenagentur TT am Wochenende, der Tunnel sei entstanden, weil das Magma auf dem Weg zur Erdoberfläche auf Widerstand gestoßen sei und sich dann horizontal ausgebreitet habe. Es könne irgendwo ausbrechen oder sich verfestigen.

Nach Angaben des Seismologen Björn Lund wäre ein Vulkanausbruch in diesem Teil der Halbinsel Reykjanes der erste seit etwa 800 Jahren. In der Gegend um Grindavík gebe es Spaltvulkane, die entstünden, wenn sich ein Riss im Boden auftue, durch den die Lava in einer Fontäne nach oben schieße – manchmal Hunderte Meter. Das sei aber wahrscheinlich kein explosiver Ausbruch wie beim isländischen Vulkan Eyjafjallajökull 2010, weil die Lava bei Grindavík anders zusammengesetzt sei. "Wenn man ein paar Hundert Meter oder einen Kilometer entfernt bleibt, besteht keine große Gefahr", sagte der Wissenschaftler der Universität Uppsala TT. Allerdings entstehe eine Menge gesundheitsschädliches Schwefeldioxid.

DPA · AFP
mth

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