Die deutlichsten Höhenverschiebungen stellen die Forscher bei schnell wachsenden Pflanzenarten fest sowie bei solchen, die ausschließlich im Gebirge vorkommen. Jonathan Lenoir vom Laboratoire d'Etude des Ressources Forêt-Bois in Nancy und seine Mitarbeiter untersuchten insgesamt 171 Pflanzenarten in sechs Waldgebieten Westeuropas - unter anderem in den Alpen, den Nordpyrenäen und den Vogesen. Sie verglichen, in welcher Höhe sich die meisten Pflanzen einer Art im Zeitraum zwischen 1905 und 1985 fanden, und in welcher Höhe zwischen 1986 und 2005. In diesen 100 Jahren stieg die Durchschnittstemperatur um 0,6 Grad.
Insgesamt verschob sich laut der im Fachmagazin "Science" veröffentlichten Studie bei 118 Arten der optimale Wachstumsort nach oben. Bei 53 Arten verschob sich das Optimum dagegen nach unten. Pflanzen mit ähnlichen ökologischen Ansprüchen zeigten ähnliche Veränderungen.
Die Wissenschaftler bestätigten in ihrer Untersuchung die Theorie, dass Pflanzen höher gelegener Gebiete sensibler auf eine Klimaveränderung reagieren. So stellten sie fest, dass das ausschließlich im Gebirge vorkommende Birngrün (Orthilia secunda) höher wanderte als die weit verbreitete Einbeere (Paris quadrifolia).
Schnell wachsende Pflanzen stärker betroffen
Auch die Annahme, dass sich Gewächse mit einem kurzen Generationswechsel schneller in andere Regionen wanderten, bestätigten die Wissenschaftler: Das Wachstumsoptimum von Farnen und Moosen verschob sich weiter nach oben als das der langsam wachsenden Bäume.
Die Wissenschaftler machen für die beobachteten Veränderungen - mit großer Wahrscheinlichkeit - den Klimawandel verantwortlich. Andere Faktoren, wie veränderte Regenfälle oder höhere Kohlendioxid-Werte in der Atmosphäre, erklären ihrer Aussage nach die Beobachtungen nicht. Lenoir und Kollegen nehmen an, dass diese Veränderungen das Ökosystem insgesamt beeinflussen. Wie stark sich die Natur wandelt, wie gut sich Pflanzen und Tiere neuen klimatischen Bedingungen anpassen und welche Schäden möglicherweise zu erwarten sind, müssen weitere Untersuchungen zeigen.