Neue EU-Verordnung Ein Reisepass für Bello

Innerhalb der EU herrschte bislang Wildwuchs bezüglich der Einreisebestimmungen für Haustiere. Eine neue Regelung soll dies vereinheitlichen: Ab dem 1. Oktober müssen Tierhalter ihre Vierbeiner mit Reisepass und Mikrochip "ausrüsten".

Deutsche Tierarztpraxen sind schon bestens gerüstet für die neue EU-Verordnung: Mikrochips und Reisepässe für Hunde und Katzen liegen bereit. Denn wer vom 1. Oktober an mit Hund, Katze oder Frettchen ins Ausland reisen will, muss auf Passkontrollen der Vierbeiner gefasst sein. Und es herrscht reger Andrang: "Das Interesse an Pass und Chip ist gerade jetzt vor den Herbstferien sehr groß", berichtet die Hamburger Tierärztin Birgit Andress. Vor allem Hunde würden in ihre Praxis gebracht.

Eindämmung der Tollwut ist das Ziel

Nach Angaben der Bundestierärztekammer leben rund 5 Millionen Hunde und 7,3 Millionen Katzen in Deutschland. Dass Frettchen in der EU-Verordnung mit erfasst wurden, mag zunächst verwundern - kennt man die marderähnlichen kleinen Raubtiere gemeinhin nicht als Haustiere. Es geht hierbei jedoch vorwiegend um die Tollwut-Prävention. "Frettchen gehören zu den Hauptüberträgern der Tollwut", sagt die Sprecherin der Bundestierärztekammer, Margund Mrozek. Eine Impfung gegen diese auch für den menschen bedrohliche Krankheit, sowie Name, Alter, Rasse und Geschlecht des Tieres, sind daher Vorschrift und müssen in dem Reisepass erfasst sein. Weitere Impfungen sind nicht vorgeschrieben, können aber mit eingetragen werden.

80 Euro soll der angeblich fälschungssichere blaue EU-Heimtierausweis mit dem europäischen Sternenbanner kosten - inklusive Mikrochip und Impfung. Um das Tier eindeutig zuordnen zu können, sind auf Ausweis und dem Chip, der so groß ist wie ein Reiskorn, die Kennzeichnungsnummer vermerkt. "Falls das Tier wegläuft oder gestohlen wird, kann man es identifizieren. Und man hat auch bessere Chancen, es anhand von Heimtier-Registern wiederzufinden", sagt Mrozek.

Wer möchte, kann noch ein Foto des Vierbeiners beifügen - Vorschrift ist es nicht. Statt dem Chip kann man sein Tier aber auch noch bis zum Jahr 2011 mit einer Tätowierung - etwa am Ohr - kennzeichnen lassen.

Hintergrund

Der Ausweis
Tierbesitzer sollten beim Erwerb des Heimtierausweises aufpassen. Die Dokumente werden von verschiedenen Firmen hergestellt und vertrieben. Nicht jeder Pass erfüllt jedoch die vorgeschriebenen Normen.
Auf dem Einband sowie auf jeder datentragenden Seite muss die individuelle Kennnummer stehen!
Diese Nummer setzt sich zusammen aus dem Code des Mitgliedstaates – zum Beispiel DE für Deutschland – einer Firmenchiffre (beispielsweise 02) sowie der fortlaufendenden Nummer. Außerdem muss das Dokument mit Ausnahme des Einbands zweisprachig ausgestellt sein. Entspricht der Ausweis nicht diesen Vorgaben, können den Tierhaltern an der Grenze ernsthafte Schwierigkeiten erwachsen.

Der Chip


Der Chip wird mittels einer Spritze unter die Haut gesetzt. Eine Operation ist nicht nötig. Er enthält nur die vorgefertigte Kennzeichnungsnummer, die auch im Ausweis vermerkt ist und keinerlei Daten über das Tier.
Der Chip soll keinerlei Beeinträchtigungen für das Tier haben und lebenslang funktionieren.

Unangenehme Folgen für Tiere ohne Pass und Chip

Tiere, die nicht auf Reisen gehen, brauchen auch weiterhin weder Pass noch Chip. Tierhalter, die bei einem Auslandsurlaub die nötigen Vorbereitungen jedoch vergessen, müssen mit erheblichen Unannehmlichkeiten für sich und ihre Lieblinge rechnen: "Die Konsequenzen können massiv sein", sagt Klaus-Arndt Hueter vom Deutschen Grünen Kreuz in Marburg. Die Tiere werden auf Kosten des Halters zurückgeschickt oder für die Dauer von mindestens vier Monaten in amtlicher Quarantäne untergebracht.

Ziel der Regelung ist es eigentlich, das Reisen mit Vierbeinern innerhalb der Europäischen Union zu erleichtern. Denn bisher gab es in den Mitgliedstaaten viele unterschiedliche Anforderungen für die Einreise. Diese wurden nun vereinheitlicht. "Dies ist ein wichtiger Schritt für ungehindertes Reisen mit Haustieren", erläuterte der EU-Verbraucherkommissar David Byrne am Mittwoch in Brüssel.

Den Regierungen in Großbritannien, Schweden, Irland und Malta reichen die neuen Bestimmungen aber nicht aus: Sie verlangen weiterhin zusätzliche Untersuchungen, z.B. hinsichtlich Echinokokkose oder Zecken. Allerdings dürfen diese Länder ihre Forderungen nur noch für eine Übergangszeit von fünf Jahren stellen. Dann können Bello und Kitty mit ihrem neuen Reisepass auch problemlos nach England oder Schweden einreisen.

Jens Lubbadeh mit Material von DPA

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