NOBELPREIS Medizin-Nobelpreis teilen sich drei Forscher

Der Preis für Forschungen über »genetische Regulierung der Organentwicklung und programmiertes Zellsterben« geht an die Briten Brenner und Sulston sowie den Amerikaner Horvitz.

Den Nobelpreis für Medizin teilen sich in diesem Jahr der Amerikaner Robert Horvitz und die beiden Briten Sydney Brenner und John Sulston. Die Forscher wurden für ihre Entdeckungen auf dem Gebiet der »genetischen Regulierung der Organentwicklung und des programmierten Zellsterbens« geehrt, wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm mitteilte. Sie teilen sich das Preisgeld in Höhe von 10 Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro).

Zellteilung und Zellreife untersucht

Der 75 Jahre alte, in Südafrika geborene Brenner entwickelte einen Modellorganismus, der es ermöglicht, genetische Analyse mit Zellteilung, Zellreife und Organentwicklung zu verbinden, wie die Akademie erklärte. Der 15 Jahre jüngere Sulston wurde für seine Darstellung des so genannten Zellstammbaums geehrt, bei dem man die verschiedenen Stadien von Zellteilung und -reife verfolgen kann. Der 55 Jahre alte Horvitz entdeckte jene Gene, die das programmierte Zellsterben des Nematodens Caenorhabditis elegans steuern. Brenner forscht im kalifornischen Berkeley, Horvitz in Cambridge im US-Staat Massachusetts und Sulston im britischen Cambridge.

Stichwort: Genregulation

Alle rund 100 Billionen Zellen des menschlichen Körpers haben sich aus einer einzigen Eizelle entwickelt. Obwohl jede dieser Zellen den gleichen Satz Gene besitzt, entwickeln sich im Embryo mehr als 200 verschiedene Zellarten, die Organe wie Herz und Nieren bilden. Ursache der Vielfalt ist, dass je nach Zelltyp und Entwicklungszustand verschiedene Gene an- oder ausgeschaltet werden. Diese so genannte Genregulation sorgt auch dafür, dass Lebewesen sich verändern. Ein Beispiel ist die Metamorphose des Schmetterlings: Raupe, Puppe und Schmetterling tragen genau dieselben Gene, nur sind immer verschiedene von ihnen aktiv.

Alles wird durch Gene gesteuert

»Aktiv« oder »angeschaltet« bedeutet bei einem Gen, dass es abgelesen und in ein Protein übersetzt wird. Dabei wird der im Zellkern liegende Erbstrang DNA zunächst in ein Botenmolekül umgeschrieben, das ins Innere der Zelle wandert. Erst diese so genannte mRNA (messenger-Ribonukleinsäure) dient der Zelle als Bauanleitung für das Protein. Proteine sind der Hauptbestandteil von Lebewesen - Organe wie Niere und Leber bestehen ebenso aus Proteinen wie Haare oder Blut.

Auch ob ein Gen abgelesen wird oder nicht, wird von Proteinen bestimmt. Diese speziellen Steuer-Moleküle lagern sich vor dem zu kontrollierenden Gen an die Erbsubstanz an. Dort fördern oder hemmen sie die Arbeit der Übersetzungs-Maschinerie. Im menschlichen Erbgut enthalten rund 15 bis 20 Prozent aller Gene den Code für solche Moleküle.

Ansatzpunkt für neue Medikamente

Erbkrankheiten werden häufig von Störungen der Genregulation verursacht. Gleiches gilt für Krebs: Pro Sekunde ereignen sich im menschlichen Organismus mehrere Millionen Zellteilungen. Passieren dabei Fehler in der Genregulation, kommt es häufig zur Tumorbildung. Der Eingriff in diesen Mechanismus ist deshalb Ansatzpunkt für zahlreiche moderne Medikamente und Therapien.

Auftakt für die Verleihungen

Die Bekanntgabe des Preisträgers in Medizin bildet den Auftakt der diesjährigen Nobelpreisverleihungen. Am (morgigen) Dienstag werden die Preisträger für Physik und am Mittwoch die für Chemie und Wirtschaft bekannt gegeben. Am Freitag wird der Name des diesjährigen Friedensnobelpreisträgers veröffentlicht. Für die Ernennung des Literaturnobelpreisträgers steht traditionell kein Termin fest. Er kann in dieser Woche oder auch später ernannt werden, spätestens zwei Tage vor der Verleihung der Preise am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.

Erster Medizinpreis ging an Deutschen

Alle Nobelpreise mit Ausnahme desjenigen für Wirtschaft wurden erstmals 1901, am fünften Todestag Nobels, verliehen. Den ersten Nobelpreis für Medizin erhielt 1901 der deutsche Arzt Emil Adolph von Behring insbesondere für seine Arbeiten zur Bekämpfung der Diphtherie. Den Preis für Physik nahm Wilhelm Conrad Röntgen für die Entdeckung der nach ihm benannten Strahlen entgegen. Den Friedenspreis erhielten damals der Gründer des Roten Kreuzes, der Schweizer Jean Henri Dunant, und der französische Friedensaktivist Frederic Passy. Der Wirtschaftspreis wurde erst 1968 von der Schwedischen Zentralbank gestiftet.

PRODUKTE & TIPPS