Sars Exoten-Kaffee aus dem Darm der Zibetkatzen

Geschmäcker sind verschieden: Trotz der Lungenkrankheit Sars lieben Asiaten einen Kaffe aus Bohnen, die von den Katzen gefressen, teilweise verdaut und wieder ausgeschieden wurden.

Die Furcht vor der Ausbreitung der Lungenkrankheit Sars hat den Verzehr von Zibetkatzen in China zurückgehen lassen. Nach wie vor nachgefragt wird von Verbrauchern in einigen Teilen Asiens aber eine Kaffeesorte, an deren Herstellung die Zibetkatzen indirekt beteiligt sind: In der Mischung sollen Bohnen enthalten sein, die von den Tieren gefressen, teilweise verdaut und wieder ausgeschieden wurden.

Zibetkatzen leben in den Baumwipfeln von Kaffeeplantaten in ganz Südostasien. Als Nahrung suchen sich die wählerischen Tiere die besten und reifsten Bohnen aus. Enzyme in ihrem Verdauungstrakt verarbeiten das Fleisch der Frucht, der Rest wird wieder ausgeschieden. Arbeiter sammeln die Hinterlassenschaften vom Erdboden auf und reinigen sie. Anschließend werden die Bohnen geröstet und mit regulärem Kaffee vermischt. So jedenfalls geht die Legende, deren Wahrheitsgehalt allerdings von Skeptikern bezweifelt wird. Sie vermuten einen Marketingtrick.

Die Spezial-Mischung ist im Internet erhältlich

In der indonesischen Hauptstadt Jakarta vertreibt jedenfalls ein Besitzer von drei schicken Cafes einen Kaffee, der aus normalen Bohnen und solchen, die unter Beteiligung der Schleichkatzen gewonnen wurden, gebraut sein soll. Sowohl die Cafes als auch der Kaffee heißen "Kopi Luwak" - zu deutsch Zibetkaffee. "Unser Kaffee hat einen kräftigen Geschmack und ein noch kräftigeres Aroma", sagt Besitzer Agus Susanto.

In Vietnam, dem weltweit zweitgrößten Kaffeeproduzenten, bietet die Rösterei Trung Nguyen unter der Marke "Weasel Coffee" eine Mischung an, in der Zibetbohnen enthalten sein sollen. Auf den Philippinen gehörte eine Zibetmischung in der Vergangenheit zum Sortiment des Old Manila Coffee House, doch gingen die Lieferungen in letzter Zeit zurück, wie Finanzchefin Ellen Tuason erklärt. "Einige unserer Kunden hielten die Sorte für ein potenzsteigerndes Mittel", sagt sie. "Sie riecht stark nach Kaffee, aber anders. Sie hat einen besonderen Geruch und Geschmack." Auch auf dem internationalen Markt werden die Bohnen angeboten. Mehrere Internethändler in den USA verlangen dafür bis zu 325 Dollar (258 Euro) pro Kilogramm, womit die angeblichen Zibetbohnen weltweit zu den teuersten gehören.

"Würde Haftungsklagen befürchten"

Händler in Asien bezweifeln allerdings, dass die Bohnen - wenn überhaupt - tatsächlich in nennenswerten Mengen produziert werden. "Vielleicht gibt es hier und dort ein paar Sack davon, aber weitgehend handelt es sich nur um einen Mythos", sagt Victor Mah, ein Singapurer, der seit 25 Jahren im Kaffeegeschäft ist. Der Autor Mark Hanusz, der acht Monate lang in Indonesien für sein Buch "A Cup of Java" (Eine Tasse Java) recherchierte, hält das Ganze schlicht und einfach für Betrug.

Sollten sich Befürchtungen bestätigen, wonach Zibetkatzen für die Übertragung von Sars mitverantwortlich sind, könnte die Nachfrage nach dem Spezialkaffee rasch zurückgehen. In den vergangenen Wochen wurden in Südchina tausende der schwarz-weißen Pelztiere getötet, weil sie von den Behörden als Überträger des Virus verdächtigt werden. Cafebesitzer Susanto in Jakarta hat jedoch keine Bedenken. Er erwartet, dass er weiterhin monatlich 100 Tonnen der Kaffeemischung verkaufen wird. "Es gibt viele verschiedene Arten von Zibetkatzen. Die indonesischen unterscheiden sich von den chinesischen."

Der US-Bürger Henry Harmon, der in Indonesien eine Kaffeehauskette betreibt, glaubt an die Existenz der besonderen Mischung. In seinen Filialen ist sie aber nicht erhältlich: "Das Ganze hat eine schön romantische Note - halbromantisch wenigstens - aber ich würde Haftungsklagen von Verbrauchern befürchten."

Chris Brummitt/AP

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