Die Ebola-Epidemie, die im zentralafrikanischen Land Kongo-Brazzaville schon 86 Menschen getötet hat, bedroht auch die Population der Menschenaffen. Mindestens 800 der dort lebenden Flachlandgorillas sind nach Informationen lokaler Behörden bereits an der Seuche verendet. Jetzt warnte Umweltminister Henri Djombo in der Hauptstadt Brazzaville vor einer weiteren Ausbreitung: "Infizierte Gorillas brauchen keine Pässe, um Grenzen zu überschreiten." Eine ökologische Katastrophe sei bereits im Gange.
Sie bedroht Menschen und Affen gleichermaßen. "Die Ebola-Epidemie gefährdet ausgerechnet Schimpansen und Gorillas, die ohnehin bereits durch die Wilderei für den so genannten Buschfleischhandel dezimiert werden", warnt die Münchner Artenschutzorganisation Pro Wildlife. Im Umfeld des Odzala Nationalparks im Mbomo-Distrikt sei bereits ein massiver Rückgang der Menschenaffen dokumentiert worden: Nach Angaben lokaler Behörden wurden dort seit Ende vergangenen Jahres 800 tote Gorillas gefunden. Das wären vier Prozent der nach Schätzungen in der Region lebenden 20 000 Flachlandgorillas. Ganze Familien seien verschwunden.
Eine flächendeckende Ausbreitung und die Infizierung weiterer Menschen droht
Das Gebiet um den Odzala Nationalpark im Nordwesten Kongo-Brazzavilles beherbergt die weltweit größte Population an Flachland-Gorillas. Die Tiere finden in der abgelegenen, weitgehend intakten und unter Schutz gestellten Region ein wichtiges Rückzugsgebiet. Weil es keine Impf- oder Behandlungsmöglichkeiten gibt, kann nach Einschätzung der Tierschützer jedoch wenig gegen eine weitere Ausbreitung der Epidemie unter den Primaten getan werden. Die Menschenaffen übertragen die Seuche aber nicht nur aufeinander. Infizierte Primaten, so fürchten Gesundheitsexperten, könnten das Virus in andere Regionen oder gar in die Nachbarländer Gabun oder Kamerun tragen und dort passiv Menschen anstecken. Der Verzehr von Affenfleisch nämlich ist in der gesamten Region stark verbreitet. Gorillas und Schimpansen stehen dort ebenso auf dem Speiseplan der Waldbewohner wie Bongo-Antilopen und Elefanten. Epidemiologen gehen seit Ausbruch der jüngsten Ebola-Seuche davon aus, dass sie durch den Verzehr von infiziertem Primatenfleisch auf Menschen übertragen wurde. Buschfleisch ist für viele Urwaldbewohner die einzige Eiweißquelle. Andernorts gilt es als Luxusnahrungsmittel. "Der Handel mit so genanntem Buschfleisch blüht in West- und Zentralafrika: Jedes Jahr werden dort mehr als eine Million Tonnen Fleisch von bedrohten Arten gehandelt", klagt Afrika-Experte Martin Geiger vom World Wild Fund for Nature (WWF).
Ursache für den blühenden Handel ist laut WWF zum einen die Armut der Bevölkerung. Buschfleisch koste meist nur ein Viertel des Preises für andere Fleischprodukte, etwa von Rind, Schwein und Ziege. Zum anderen nehme der Handel zu, weil immer neue Wege und Märkte bei der Erschließung der Wälder entstünden.