Der norwegische Forscher und Abenteurer Thor Heyerdahl ist im Alter von 87 Jahren an Krebs gestorben. Das teilte sein Sohn Thor Heyerdahl jr. gestern in Oslo mit. Sein Vater sei in Italien im Schlaf gestorben. Seit Anfang April hatte Heyerdahl keine Nahrung, Wasser und Medikamente mehr zu sich genommen, nachdem bei ihm ein Hirntumor diagnostiziert worden war. Er verbrachte seine letzten Tage in einem Familiensitz an der italienischen Riviera. Heyerdahl hatte 1947 mit dem Balsa-Floß »Kon-Tiki« den Pazifik von Peru nach Polynesien erreicht. Diese Passage galt bis dahin als unmöglich. Dem Forscher und Abenteuerer brachte die 101-tägige Reise weltweiten Ruhm.
Seine Erlebnisse auf der »Kon-Tiki« und seine Theorien schilderte er in dem gleichnamigen Buch, das in über 70 Sprachen übersetzt und mehr als 25 Millionen Mal verkauft wurde. Der 1951 gedrehte Dokumentarfilm wurde mit einem Oscar ausgezeichnet. In den 50er Jahren unternahm der norwegische Forscher weniger spektakuläre Expeditionen auf die Galapagos-Inseln und die Osterinsel, wo er dem Rätsel der Steinbild-Kolosse auf die Spur kommen wollte. Die Ergebnisse seiner Reise zur Osterinsel beschrieb er in dem Buch »Aku-Aku - das Geheimnis der Osterinsel«.
1969 unternahm Heyerdahl einen weiteren Versuch in experimenteller Archäologie. Um zu beweisen, dass sogar die Ägypter schon Zentralamerika erreichen konnten, baute er ein Papyrusboot, wie er es auf Jahrtausende alten ägyptischen Wandgemälden gesehen hatte. Doch die »Ra« besaß Konstruktionsfehler und zerbrach 960 Kilometer vor Barbados. Heyerdahl ließ sich davon nicht entmutigen. Ein Jahr später überquerte er an Bord der »Ra II« den Atlantik in 55 Tagen.
1977 machte Heyerdahl sich mit einem neuen Schilfboot, diesmal nach sumerischen Plänen gebaut, auf die Reise. Er wollte herausfinden, wie weit mesopotamische Forscher mit ihren Schiffen reisen konnten. Fünf Monate lang bereiste er mit seiner internationalen Crew vom Irak nach Oman, Pakistan und bis an den Eingang des Roten Meeres. Dort wurde der »Tigris« die Weiterreise untersagt. Nach 144 Tagen auf See setzte der Forscher sein Boot in Flammen, »um gegen den Krieg in der Region zu protestieren.«