TIEFSEE Mysteriöse Riesen-Tintenfische entdeckt

Meereswissenschaftler entdeckten in acht Ecken der Weltmeere eine bislang unbekannte Tintenfischart. Außergewöhnliche Kopf-Flossen erschweren die Zuordnung zu einer bisher erforschten Spezies.

Die Ozeane dieser Welt standen von je her im Zentrum der Mythenbildung. Die Tiefe und Dunkelheit der Gewässer ließ der menschlichen Phantasie ausgiebig Raum: Fischflossige Nixen, mit Dreizack ausstaffierte Wassermänner und ihr Hofstaat eigentümlicher Fabelwesen sind bis heute die Personage gruseliger oder phantastischer Geschichten.

Überall dort, wo Ungewissheit herrscht, wohin der Mensch mit seinem nach Erkenntnis strebenden Forschungsdrang noch nicht vorgedrungen ist, besteht Platz für Spekulation oder für Phantasmen. Das hat sich zum Teil bis heute gehalten, denkt man nur an die sich seit Jahrhunderten haltende Sage von Loch Ness.

Riesentintenfisch in der Tiefsee entdeckt

Doch jetzt ist ein Stückchen Licht in die dunklen Abgründe der Weltmeere gedrungen. Wie im US-Magazin »Science« zu lesen ist, hat ein internationales Forscherteam hat einen neuartigen Riesentintenfisch in der Tiefsee entdeckt. Acht Exemplare der bis zu sieben Meter langen Tiere wurden bei Tauchfahrten mit speziellen Unterwasserbooten beobachtet. Dass so große Lebewesen nicht schon früher gesehen wurden, beweist »wie wenig wir über das Leben in der Tiefsee wissen«, schreiben die Autoren.

Fortbewegung per Tentakeltanz

Die Riesentintenfische wurden in vier verschiedenen Ozeanbereichen in Tiefen von 2000 bis 4700 Metern beobachtet. Sie besitzen extrem große Schwanzflossen und schweben in einer charakteristischen Körperhaltung durchs Wasser. Dabei sind ihre Arme beziehungsweise Tentakel vom Körper abgespreizt und dann nach vorne hin abgeknickt. So entsteht eine Art Tentakelkranz.

Die insgesamt zehn Gliedmaßen lassen sich morphologisch nicht unterscheiden, jedoch besitzen nur jeweils die dem Körper zugewandten Abschnitte die typischen Saugnäpfe. Wenn die Tintenfische fliehen, klappen sie die Armkrone zusammen und ziehen sie hinter sich her. »Ich habe noch nie zuvor ein ähnliches Geschöpf gesehen«, sagt William Sager von der Universität Texas. »Seine Tentakel sind extrem dünn und überragen den Körper des Tieres um mehr als die zehnfache Länge.«

Noch keiner der Meeresriesen gefangen

Von den Meeresriesen, die bisher nur auf Fotos und Videoaufnahmen dokumentiert sind, konnte noch keiner gefangen werden. Daher ist eine eindeutige Charakterisierung nicht möglich. Zwar unterscheiden sie sich im Aussehen deutlich von Vertretern anderer Tintenfisch-Familien, dennoch ist nach Aussage der Autoren eine enge Verwandtschaft mit den so genannten Magnapinnidae nicht auszuschließen. Von dieser erst kürzlich identifizierten Familie wurden bisher nur zwei Jungtiere eingefangen. Die Forscher vermuten nun, dass es sich bei den Riesenexemplaren um die bisher unbekannten erwachsenen Tiere handeln könnte.

Häufiges Vorkommen wahrscheinlich

Die Tatsache, dass innerhalb weniger Jahre mehrere dieser Tintenfische in den verschiedenen Ozeanen gesehen wurden, lässt vermuten, dass die Tiere vergleichsweise häufig vorkommen. Atlantischer, Indischer und Pazifischer Ozean, die zusammen mehr als zwei Drittel der gesamten Erdoberfläche bedecken, stellen das weltweit größte Ökosystem dar. Doch die Tier- und Pflanzenwelt darin ist bisher kaum erforscht.

Genügend Stoff für neue Unterwasser-Odysseen

Die Entdeckung dieser neuen Spezies ist ein weiteres Steinchen in dem noch nicht annähernd vollständigen Mosaik des menschlichen Wissens über das Ökosystem Ozean. Auch in Zukunft wird es in unseren Kinos aufregende Unterwasser-Odysseen mit in der Tiefe verirrten Helden geben - unser unzureichender Wissensstand macht es möglich.

Anne Kauth

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