In der Hitze fühlen sich einige ja erst so richtig wohl - aber auf niemanden trifft dies besser zu, als auf den Bakterienstamm 121. Der Einzeller, der bislang noch keinen Namen bekommen hat, wurde auf dem Grund des Pazifischen Ozeans in der Nähe eines Magma-Ausflusses entdeckt. Er überlebt selbst 130 Grad Celsius. Und er wächst und gedeiht bei 121 Grad, der Temperatur, die zur Sterilisierung medizinischer Instrumente benutzt wird.
Ein Dogma wurde zu Fall gebracht
"Es war seit 120 Jahren ein Dogma in der Mikrobiologie, dass bei dieser Temperatur (121 Grad) jeder lebende Organismus stirbt", erklärt Derek Lovley, Mikrobiologe an der Universität von Massachusetts, der eine Untersuchung zum Bakterienstamm 121 in der am Freitag erscheinenden Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science" veröffentlicht hat. Diese Mikrobe hat jenes Gesetz aber außer Kraft gesetzt.
Das Bakterium stammt aus 2,4 Kilometern Tiefe
Bakterienstamm 121 wurde in rund 2,4 Kilometern Tiefe in einem Strom heißen Wassers und anderer chemischer Substanzen gefunden, die aus einem natürlichen Kamin am Meeresgrund strömten. Diese Kamine bilden sich über Magmakammern, die Wasser aufheizen und dieses über Vulkanschlote ausstoßen. Das Wasser ist dabei mehr als 300 Grad heiß und enthält unter anderem auch Schwefel und Eisen.
"Sie lebte immer weiter"
Lovley und sein Kollege Kazem Kashefi setzten die Mikrobe bei ihren Labortests steigenden Temperaturen aus. "Aber sie lebte immer weiter", berichtet Lovley. "Schließlich haben wir sie in den Autoklav (Hochdrucksterilisator) gelegt, der alles abtöten sollte. Aber als wir sie herauszogen, lebte sie immer noch und war sogar noch gewachsen. Das erstaunte uns."
Stamm 121 scheint diese Temperatur zu lieben
Die bislang hitzeresistenteste Mikrobe war Pyrolobus fumarii, die 1997 in einem Thermalbad in Italien entdeckt wurde. Pyrolobus fumarii hört bei 113 Grad auf zu wachsen, wie Lovley erklärt, und ist nach einer Stunde im Autoklav tot. Der Bakterienstamm 121 aber scheint diese Temperatur zu lieben. Nach 24 Stunden bei 121 Grad hatte er nicht nur überlebt, sondern sich sogar noch verdoppelt. Bei 130 Grad hörte das Wachstum dann auf, aber die Mikrobe lebte immer noch. Als sie dann auf 103 Grad abgekühlt wurde - das ist noch heißer als kochendes Wasser - fing sie wieder an zu wachsen.
Archaebakterien ähneln den frühen Lebensformen auf der Erde
Sowohl Pyrolobus fumarii als auch Bakterienstamm 121 gehören zur Art der Archaebakterien, das sind Mikroorganismen, die unter extremen Bedingungen leben, ob es Hitze, Kälte, besonders hoher Druck oder Trockenheit sind.
Lovley erklärt, Bakterienstamm 121 nutze Eisenoxid zur Umwandlung organischer Moleküle. Er lebe von Eisen wie Organismen auf der Erde von Sauerstoff. Möglicherweise seien die ersten Lebensformen, die es auf der Erde überhaupt gegeben habe, dem Bakterienstamm 121 ähnlich gewesen, sagt Lovley. Die Entdeckung von Organismen, die solch hohe Temperaturen aushielten, erhöhe auch die Chancen, Leben auf anderen Planeten im Sonnensystem oder in anderen Bereichen des Universums zu entdecken.
Paul Recer