Resistentes Bakterium "Fried Rice"-Syndrome: Auf Tiktok wird die Angst vor der Krankheit geschürt. Wie gefährlich ist sie wirklich?

Frau liegt mit Bauchkrämpfen auf dem Sofa
Reste vom Vortag gegessen? Das kann böse enden ...
© LaylaBird / Getty Images
Das "Fried Rice"-Syndrome schlägt derzeit auf Tiktok hohe Wellen. Schuld daran sind alte Spaghetti und der Todesfall eines Studenten. Was für eine Krankheit ist das und wie gefährlich ist sie?

Es gibt bestimmte Speisen, von denen man die Finger lassen sollte. Dazu gehören Pilztöpfe, zubereitet von Menschen, die einem nicht wohlgesonnen sind. Kugelfisch ist auch nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Reis hingegen steht eher nicht im Ruf, besonders giftig zu sein. Genau den schreiben aktuell allerdings viele auf ihre rote Liste. Schuld daran ist der Todesfall eines 20-Jährigen, der derzeit auf Tiktok die Runde macht und für Panik sorgt. Denn der Student ist an etwas gestorben, das "Fried Rice"-Syndrome (Bratreis-Syndrom) genannt wird.

Der Student hatte fünf Tage alte, gekochte Nudeln gegessen und war infolge gestorben. Das Problem: er hatte die Reste nicht im Kühlschrank aufbewahrt. Bei Zimmertemperatur bildete die Pasta einen perfekten Nährboden für das Bakterium namens Bacillus cereus. Dabei handelt es sich um ein Lebensmittel vergiftendes Bakterium, das weltweit verbreitet ist, Sporen bildet und in der Lage ist, lange zu überleben. Besonders häufig tritt es in gekochtem Reis auf, weshalb durch das Bakterium verursachte Lebensmittelvergiftungen auch Fried-Rice-Syndrome genannt werden.

"Fried Rice"-Syndrome: Erreger ist besonders hitzeresistent

Erregerreservoire sind aber beispielsweise auch gekochte "Nudel- und Fleischgerichte, Gemüse, Saucen, Pudding, Vanillesauce, Patisserie und mit kontaminierten Speisen in Kontakt gekommene Gebrauchsgegenstände", klärt das Bundesministerium für Gesundheit auf. Besonders in Großküchen und Gemeinschaftsverpflegungen sei das Bacillus cereus für einen Großteil der lebensmittelbedingten Erkrankungen verantwortlich.

In der Regel werden Bakterien beim Erhitzen des Lebensmittels abgetötet. Das Bacillus cereus allerdings ist sehr hitzeresistent. Sporen die den Erhitzungsprozess überlebt haben, sind später oftmals Auslöser für eine Erkrankung. Denn sie können im Lebensmittel Giftstoffe bilden. Unterschieden wird in zwei Typen von Toxinen, das Erbrechens- und das Durchfall-Toxin. Betroffen sind davon unter anderem bereits verzehrfertige Lebensmittel oder wie im Fall des 20-Jährigen ein fehlerhafter Umgang mit den Speisen.

"Das Bakterium führt zu lebensmittelbedingten Erkrankungen des Menschen, vor allem dann, wenn gekochte Lebensmittel lange warm aufbewahrt oder wieder aufgewärmt werden. Sporen überdauern kurze Kochzeiten und vermehren sich rasch, sobald die Speisen abgekühlt sind", so das Gesundheitsministerium. Gefährlich kann es also werden, wenn das zubereitete Lebensmittel entweder nicht ausreichend warm gehalten oder nicht ordentlich gekühlt wurde.

Symptome des "Fried Rice"-Syndrome klingen meist von selbst wieder ab

Die ersten Symptome des Fried-Rice-Syndrome treten in der Regel 6 bis 24 Stunden nach dem Verzehr der kontaminierten Speise auf. Am Durchfalltyp Erkrankte werde meist etwa 24 Stunden lang von Bauchkrämpfen und Durchfall geplagt. Menschen, die am Erbrechenstyp erkrankt sind, kämpfen meist weniger als 24 Stunden mit Übelkeit und Erbrechen. "In den meisten Fällen klingen die Symptome, die bei dieser Erkrankung auftreten, von alleine wieder ab. Bei schweren Krankheitsverläufen muss ein Arzt aufgesucht werden", informiert das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt Verbrauchern, die sich zuhause vor Erkrankungen mit bakteriellen Giftstoffen schützen wollen, unter anderem Kreuzkontaminationen von Lebensmittel auf Lebensmittel in der Küche zu vermeiden. Bevor mit rohen Zutaten hantiert wird und Speisen zubereitet werden, sollten Hände und benötigte Utensilien gründlich mit Seife gereinigt werden. Erhitzte, zubereitete Speisen sollten schnell auf unter 7 Grad Celsius abgekühlt werden und bis zum neuerlichen Gebrauch im Kühlschrank gelagert werden. Sollen Speisen heiß gehalten werden, sollte darauf geachtet werden, dass die Lebensmittel an allen Stellen eine Temperatur von mindestens 60 Grad Celsius haben. 

Der auf Tiktok aktuell diskutierte Todesfall des Studenten ereignete sich bereits 2018.

tpo

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