Die Vogelgrippe hat jetzt auch das wichtigste Nutzgeflügelland Deutschlands erreicht: In Niedersachsen wurde eine mit dem H5N1-Virus infizierte Graugans entdeckt, wie der Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, Gert Hahne, der Nachrichtenagentur AP sagte. Damit sind jetzt sechs Bundesländer von der Tierseuche betroffen. Der Vogel sei am vergangenen Sonntag auf einem Acker im Landkreis Soltau-Fallingbostel aufgeschlagen, sagte Hahne. Er sei bereits nach zwei Stunden gefunden und aufgesammelt worden, keine anderen Tiere seien mit dem toten Vogel in Kontakt gekommen. Außerdem gebe es in der Gegend keine gewerblichen Geflügelbetriebe. Von 125 Millionen Stück Wirtschaftsgeflügel, die es bundesweit gibt, stehen 72 Millionen in niedersächsischen Ställen.
Bei Berlin fanden Forscher in den brandenburgischen Landkreisen Barnim und Märkisch-Oderland den Erreger bei einem toten Blesshuhn und einem Schwan. In Brück bei Potsdam trug ein Turmfalke das H5N1-Virus in sich. Trotz des ersten Vogelgrippefundes in einer Großstadt ist in Deutschland nach Ansicht des Marburger Virologen Prof. Hans-Dieter Klenk keine neue Gefahrenstufe erreicht. "Eine andere Dimension ist es nicht. Das Virus taucht eben überall da auf, wo Vögel wie Wildenten und Wildgänse sind", hatte Klenk gesagt.
Bundesweit 140 Fälle
Bayern verschärfte die Maßnahmen gegen die Vogelgrippe ein weiteres Mal. In den Schutzzonen werden Wildtiere wie Marder oder Füchse, die das Fleisch verendeter Tiere fressen, ab sofort auf das H5N1-Virus untersucht. Zudem wurde der Hausarrest für Katzen und der Leinenzwang für Hunde auf das Zehn-Kilometer-Beobachtungsgebiet ausgeweitet. Die Zahl der bestätigten Vogelgrippefälle stieg in Deutschland auf mehr als 140. Außer bei dem verendeten Kater auf Rügen wurde der Erreger aber bei keinem weiteren Säugetier gefunden. Auch auf Nutzgeflügel sprang das Virus nicht über.