VULKANE Ausbrüche lassen sich recht präzise voraussagen

Wissenschaftler können Ausbrüche von Vulkanen heute oft schon Wochen und Monate vorher relativ gut voraussagen - besser jedenfalls als Erdbeben.

Der größte Vulkanausbruch des 20. Jahrhunderts ereignete sich vor fast genau 100 Jahren am 8. Mai 1902 auf Martinique. Eine Glutlawine mit Temperaturen von 800 Grad Celsius raste vom Vulkan St.Pelee über die Hafenstadt St. Pierre und verwandelte das 'Paris der Karibik' in ein rauchendes Trümmerfeld. 29.000 Menschen starben. Diese Eruption ist die Geburtsstunde der modernen Vulkanologie.

Wissenschaftler können

Ausbrüche von Vulkanen heute relativ gut vorhersagen, besser jedenfalls als Erdbeben. Beulenhafte Ausdehnungen der Erdoberfläche, Vorbeben, Entgasung und Bodenerwärmung ermöglichen oft schon Wochen und Monate vor einem bevorstehenden größeren Ereignis eine recht präzise Voraussage, erläuterte der Vulkanologe Hans-Ulrich Schmincke, Direktor am Geomar-Forschungszentrum für maritime Geowissenschaften der Universität Kiel, am Sonnabend in Berlin.

Der größte Vulkanausbruch

hier zu Lande fand vor 12.900 Jahren am Laacher See in der Eifel statt. Obwohl der Vulkan seither friedlich ist, ist eine erneute Aktivität nicht völlig unwahrscheinlich, sagte Schmincke auf einer Mitternachtsveranstaltung der Wissenschafts-Pressekonferenz. Nicht in Europa, aber an anderen Ecken der Welt komme es jährlich zu 50 bis 60 Eruptionen pro Jahr. Eine kontinuierliche Beobachtung gibt es aber erst seit rund 100 Jahren. »Diese kurze Zeitspanne lässt keine Rückschlüsse zu, ob weltweit gesehen die Vulkanaktivität zu- oder abnimmt«, sagte er.

Vulkane bringen

jedoch nicht jedem den Tod - für eine Vielzahl von extrem hitzebeständigen Mikroorganismen sind sie natürlicher Lebensraum. Diese Kleinstlebewesen von nur einem Tausendstel Millimeter leben in heißem Wasser neben unterseeischen Vulkanen und fühlen sich erst ab 80 Grad Celsius richtig wohl. Den Hitzerekord hält zur Zeit 'Pyrolobus fumarii', der 'Feuerlappen des Kamins'. Er kann sich bei Temperaturen von 113 Grad vermehren. Sein Eiweiß bleibt - anders als ein Hühnerei im kochenden Wasser - flüssig.

Der Mikrobiologe

Karl Otto Stetter von der Universität Regensburg ist seit langem auf der Jagd nach diesen kugel-, stäbchen- oder korkenzieherförmigen 'Feuerzwergen' und hat bislang über 50 Arten beschrieben. Seine neueste Entdeckung sind noch winzigere Primitivlebewesen, »eventuell eine Zwischenform von Virus und richtigem Lebewesen«, wie er in Berlin sagte. Er nennt sie »reitende Urzwerge auf Archaebakterien«. Die zur Gruppe der Archaea gehörenden Organismen sind die primitivsten Lebewesen, die bekannt sind. Sie haben sich von der vulkangeprägten Erde vor 3,5 Milliarden Jahren bis heute erhalten.

Gerald Mackenthun

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