Die Belastung des deutschen Trinkwassers durch Nitrat nimmt bundesweit zu. Nach Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" ist der Nitrat-Anteil in einem Viertel aller Trinkwasser-Reservoirs höher als erlaubt. So zum Beispiel im niedersächsischen Wasserwerk Großenkneten, wo im vergangenen Jahr im Schnitt 93 Milligramm Nitrat pro Liter gemessen wurden, berichtet die Zeitung. Erlaubt sind 50 Milligramm.
Auch wenn Nitrat kein tödliches Gift ist, kann es bei Säuglingen zu Erstickungsanfällen führen. Bei älteren Kindern und Erwachsenen kann eine erhöhte Konzentration krebserregend sein.
Ins Trinkwasser gelangt der gefährliche Stoff durch die Millionen Tonnen an Gülle, die die deutschen Bauern jährlich auf ihren Feldern verteilen. Die Gülle beinhaltet mehr Stickstoff als die Pflanzen aufnehmen können, der Überfluss wird in Nitrat umgewandelt und sickert ins Trinkwasser. Dieser Vorgang kann zwischen fünf und 30 Jahre dauern, abhängig von der Beschaffenheit des Bodens.
EU drängt auf neue Düngeverordnung
Das Problem hat sich in den letzten Jahren durch die steigende Zahl an Biogasanlagen verschärft. Die grüne Technologie produziert sogenannte Gärreste, die ebenfalls voller Stickstoff sind, und die in gewaltigen Mengen auf den Feldern landen.
Nur in Malta ist das Trinkwasser in der EU ähnlich hoch belastet wie in Deutschland. Seit Oktober des vergangenen Jahres läuft ein Verfahren der EU-Kommission gegen Deutschland, weil es den Grundwasserschutz nicht zufriedenstellend umsetzt. Bis Endes Jahres soll eine neue Düngeverordnung in Kraft treten, um das Problem zu beheben. Doch bisher konnte das Landwirtschaftsministerium sich noch zu keinem Kompromiss durchringen.