Die Zeit der Rosenkriege endete mit dem Tod Richards III. in der Schlacht von Bosworth. Unsterblich wurde der missgestaltete, aber tapfere Richard durch seinen Ausruf: "Ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd." Und auch wenn die Rosenkriege vorbei sind, spaltet genau dieser Richard III. seit 500 Jahren die britische Nation. War er tatsächlich das fleischgewordene Böse, so wie es Shakespeare schilderte? Oder war der Schriftsteller nicht eher ein skrupelloser Propaganda-Schmierling, der den unterlegenen Richard in den Dreck zog, damit der Glanz der siegreichen Tudor-Dynastie umso stärker erstrahlte? Längst ist bekannt, dass ein Großteil der Verbrechen, die Shakespeare ihm andichtete und genussvoll sadistisch ausmalte, überhaupt nicht von Richard "Krummrücken" begangen wurde.
Der Tod der Kinder verdammte Richard
Zentrale Bedeutung in dieser posthumen Auseinandersetzung ist die Frage, was mit den "Prinzen im Tower" geschah. Hatte König Richard III. seine Hände im Spiel, als seine Neffen 1483 verschwanden, weil sie seinen Anspruch auf den Thron hätten gefährden können? Mehr als alles andere, erregte der Tod der unschuldigen Kinder – zudem auch noch Blutsverwandte – die britische Seele.
Seit Jahrhunderten wird Richard III. als grausamer, buckliger und entstellter Mann dargestellt, während die Prinzen zu Opferlämmern stilisiert wurden - weiß und rein wie zwei Rosen werden sie gemalt. Weiße Rosen als Zeichen, dass sie die wahren Erben der York-Linie waren. Sie wurden "auf Befehl ihres perfiden Onkels Richard des Usurpators mit Kissen erstickt", heißt die Inschrift auf der Urne, in der ihre vermuteten Überreste aufbewahrt werden. Der Mordvorwurf selbst geht auf Sir Thomas More zurück. Ein Hofmann der Tudors, der seiner Dynastie treu diente, dabei aber selbst vor keiner Ruchlosigkeit zurückschreckte. Unter anderem war er darin verstrickt, die Ehefrauen Heinrich VIII. hinrichten zu lassen. Für die Gegenseite war es also einfach, die Anschuldigung als plumpe Tudor-Propaganda zurückzuweisen.
Wahrheit oder Erfindung
Sir Thomas More schrieb 1518 ein Buch, in dem er die dunkle Geschichte detailliert schilderte. Er nannte zwei Männer als Mörder - Miles Forest und John Dighton. Die sollen auf direkten Befehl von Richard III. gehandelt haben. Doch seine Darstellung wurde immer angezweifelt. Denn wie konnte More all die Details wissen, war er selbst zum Zeitpunkt der Bluttat doch erst fünf Jahre alt?
Frühere Schriftquellen gab es nicht. Professor Tim Thornton hat in einer neuen Studie nun Beweise vorgelegt, die eine Mittäterschaft Richard III. zumindest nahelegen. Thornton hat nämlich herausgefunden, dass Miles Forest zwei Söhne hatte, die ebenfalls Höflinge von Heinrich VIII. waren. Thomas More arbeitete demnach direkt mit ihnen zusammen. Ein wirklicher Beweis im Sinne der Forensik ist das nicht, aber Thornton kann die Glaubwürdigkeitslücke von More schließen. Es ist durchaus möglich, dass die Söhne mit ihm über die Rolle ihres Vaters bei dem berüchtigten Königsmord sprachen und ihm von der Rolle erzählten, die Richard III. dabei spielte.
"Dies war das größte Mordrätsel der britischen Geschichte, weil wir uns nicht wirklich auf die Darstellung der Ereignisse verlassen konnten - bis jetzt", sagte Professor Thornton. "Aber ich habe gezeigt, dass die Söhne des mutmaßlichen Hauptmörders im England Heinrichs VIII. am Hof waren und dass sie mit Sir Thomas More zusammenlebten und arbeiteten. Er hat nicht über imaginäre Menschen geschrieben. Wir haben jetzt stichhaltige Gründe zu glauben, dass die Details des Berichts über den Mord glaubwürdig sind."
Tod auf dem Schlachtfeld
Richard III. regierte seit 1483, er war der letzte Herrscher der Plantagenets. Nur zwei Jahre nach dem Tod der Prinzen unterlag Richard III. in der Schlacht von Bosworth dem Heer Heinrichs Tudor. Damit endeten die Rosenkriege zwischen den Plantagenet-Linien York und Lancaster. Richard III. wurde der britische König mit dem schlimmsten Image. Doch ihm gebührt auch der Ruhm, der letzte britische Monarch zu sein, der den Tod auf dem Schlachtfeld inmitten seiner Truppen fand.
2012 wurde sein Leichnam gefunden. Offenbar hat Richard III. sich wie ein Rasender gegen die Niederlage gestemmt. Zehn Mal wurde er von Hieben getroffen, acht Mal am Kopf. Man nimmt an, dass er im Kampf seinen Helm verloren hatte, bevor er niedergestreckt wurde.
Quelle: History
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