Landrat in Thüringen Haus ohne Brandmauer: Wie es sich mit der AfD in Sonneberg leben lässt

Blick auf die Stadt von oben
Einst von der SED erbaut, jetzt von der AfD erobert: Der mehrstöckige Zweckbau im Zentrum Sonnebergs beherbergt das Landratsamt
© Sonja Och
Das Leben geht weiter in Sonneberg, auch mit dem ersten Landrat von der AfD. Auch für alle, die ihn nicht gewählt haben. Nur wie?

Das Landratsamt Sonneberg ist ein rostrot gekachelter Verwaltungstrakt. 62 Jahre nach seinem Bau, an einem heißen Mittwoch im August, steht ein junger Mann in hellen, kurzen Hosen auf der gegenüberliegenden Straßenseite: Christian Tanzmeier, mit 32 jüngster CDU-Politiker des Sonneberger Kreistags. Er deutet auf zwei Fenster im zweiten Stock. Sie sind verspiegelt. "Das ist das Büro des Landrats", sagt er. "Da sitzt er jetzt."

Er. Robert Sesselmann, den die Sonneberger im Juni zu ihrem neuen Landrat gewählt haben. Es ist das erste kommunale Spitzenamt, das die in Teilen rechtsextreme Partei erobert hat. Im ganzen Land erreicht die AfD in Umfragen Rekordwerte, in Thüringen liegt sie seit einem Jahr auf Platz eins. Ihr rechtsextremer Landeschef Björn Höcke spricht von einem "politischen Erdbeben". Vielleicht ist Sonneberg wirklich nur der Anfang. Vielleicht gibt es bald viele Sonnebergs.

Erschienen in stern 37/2023

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