Bombenanschlag Indonesien im Visier des Terrors

Der Schock sitzt tief. Keine zwei Jahre nach den Anschlägen in Jakarta und Bali bomben Terroristen wieder in Indonesien. Ziel: die australische Botschaft. Opfer: Acht Tote und hundert Verletzte.

Auf dem breiten Boulevard vor der australischen Botschaft in Jakarta liegen brennende Autoteile, von dem Tor der Vertretung ist nur noch verbogenes Metall übrig und wenige Meter davor gähnt ein drei Meter tiefer Krater. Menschen liegen blutverschmiert auf dem Boden. Mit Sirenengeheul kommen Krankenwagen angerast. Durch die gewaltige Explosion der Autobombe vor der diplomatischen Mission Canberras ist auf brutale Weise klar geworden: Indonesien ist nach wie vor im Visier des Terrors, selbst wenn es ein gutes Jahr eher ruhig war im Riesenreich der 18.000 Inseln. Ihren Hauptverdächtigen haben Australier und die indonesischen Behörden bereits ausgemacht: die radikalen Muslimextremisten der Gruppe Jemaah Islamiyah (JI).

Gleiche Methode wie bei Bali-Attentat

Der Schock sitzt Yuni Sasi, die nahe der australischen Botschaft arbeitet, auch Stunden nach der Explosion noch in den Knochen. "Zuerst habe ich gedacht, es ist ein Erdbeben", sagt die Angestellte einer Finanzfirma. "Dann bin ich nach draußen gegangen und habe Blut gesehen und Leute, die überall von Glassplittern verletzt wurden. Es gab eine Menge Verletzter."

Allzu sehr fühlt sich der indonesische Polizeichef Dai Bachtiar an die mörderischen Attentate von Bali und auf das Marriott-Hotel in Jakarta erinnert. Auf der Ferieninsel starben im Oktober 2002 bei einer verheerenden Bombenexplosion vor zwei Nachtclubs 202 Menschen, der Selbstmordanschlag auf das Luxushotel kostete im August vorigen Jahres 13 Menschen das Leben. "Die Methode war dieselbe wie bei den Anschlägen auf Bali und beim Marriott", sagt Bachtiar. "Diese Terroristengruppe ist immer noch in der Lage, Leute zu rekrutieren." Dabei war das nach der Bevölkerungszahl größte muslimische Land der Erde international dafür gelobt worden, mit harter Hand nicht nur die Bali-Attentäter, sondern daneben auch Dutzende weitere militante Islamisten dingfest gemacht und vor Gericht gestellt zu haben.

Drahtzieher des Anschlags noch unbekannt

Als eine der führenden Experten zum Terrorismus in Indonesien ist Sidney Jones von der International Crisis Group aber vorsichtig, die Bluttat vom Donnerstag sofort JI in die Schuhe zu schieben - wenngleich das Attentat ein grelles Schlaglich auf die zahlreichen aktiven Terrorzellen wirft. "Der Anschlag hat alle Merkmale einer Gruppe, die so trainiert worden ist wie die JI, aber man sollte nicht automatisch folgern, dass es JI auch war", sagte sie der dpa. "Es könnte eine Gruppe mit einem ähnlichen Hintergrund sein, etwa eine, die mit JI trainiert hat, oder eine neu entstanden Gruppe, die einen Ausbilder der Jemaah Islamiyah angeheuert haben."

Wer immer auch Drahtzieher des Anschlags war - das trügerische Bild von Sicherheit in Indonesien haben sie abermals zerstört. Mit möglicherweise fatalen Folgen für die ohnehin lahmende Wirtschaft. Die Börse in Jakarta sackte am Donnerstag bis um vier Prozent ab; selbst auf dem Parkett in Frankfurt sahen Händler in dem Anschlag den Grund für fallende Kurse. Kaum jemand zweifelt, dass das neuerliche Attentat es für Indonesien künftig noch schwerer machen wird, ausländische Investoren ins Land zu locken.

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Frank Brandmaier/DPA