BUSH-VERSPRECHER Englisch als Zweitsprache

George W. Bush kämpft nicht nur gegen die »Achse des Bösen«. Auch die englische Sprache gehört zu den Feinden des US-Präsidenten. Bushs grammatische und semantische Alleingänge bringen seit seinem Amtsantritt die ganze Welt zum Schmunzeln. Längst füllen die so genannten »Bushisms« zahlreiche Bücher und Internet-Seiten. Auch Zeitungen berichten über die Präsidenten-Stilblüten unter der Rubrik: »Englisch als Zweitsprache«.

Von Kakao-Anbau und Todessteuer

Kenner unterscheiden drei verschiedene Kategorien von Bushisms. Da wären einmal simple Versprecher, mit denen sich schon Bush senior plagte. Bei George junior stellt sich allerdings die Frage, ob er sich in manchen Fällen schlicht nachlässig vorbereitet hat. So besuchte Bush im Juni 2001 den spanischen Präsidenten »Anzar« oder sorgte sich um den »Kakao«-Anbau in Kolumbien (gemeint waren die Drogenprobleme des Landes). Peinlich wird es dann, wenn die Erbschaftssteuer als »Todessteuer« betitelt wird.

Grecians and Kosovars

Eine weitere »Bushism«-Kategorie besteht aus Grammatik-Patzern. Vor allem Singular und Plural sind schwierig zu unterscheiden: »Rarely is the question asked: Is our children learning?«. Präpositionen sind auch nicht gerade eine Leidenschaft des Präsidenten. Beim Besuch des britischen Premiers freute er sich »mit er und Mrs. Blair essen zu gehen«. Mit Eigennamen tut sich der Präsident besonders schwer. Laut den neuen Bush-Sprachregeln heißen die Griechen »Grecians« (anstatt Greeks) und die Kosovaren werden »Kosovarians« anstelle von »Kosovars« genannt.

Schließlich wäre da noch die große Kategorie von Aussagen, die überhaupt keinen Sinn ergeben. Bei einigen rhetorischen Kunstwerken kann der Zuhörer noch erahnen, worum es geht. »Africa is a nation that suffers from incredible deseases.« (»Afrika ist eine Nation, die an unglaublichen Krankheiten leidet.«) lässt eine richtige Interpretation noch genauso zu wie beispielsweise »The most important job is not to be governor, or first lady in my case« (»Es ist nicht die wichtigste Aufgabe Gouverneur zu sein, oder first lady, wie in meinem Fall«). Schwierig wird es dann bei »I understand small business growth. I was one« (Ich verstehe etwas vom Wachstum kleiner Unternehmen. Ich war eins»).

Seltene Sprachstörung als Ursache?

Doch Bush produziert nicht nur Lacher. Andere machen sich ernsthafte Sorgen um den Präsidenten und seine auffällig häufigen Patzer. Die amerikanische Star-Journalistin Gail Sheehy zum Beispiel ist der Auffassung, Bush junior leide genau wie sein jüngerer Bruder Neil an einer Leseschwäche. Andere vermuten wiederum, eine Sprachstörung könne die Ursache für ständige Patzer und Nonsense-Konstruktionen sein. Bush selbst dementiert solche »Diagnosen« auf das Schärfste.

Solidarität auf Zeit

Nach dem 11. September ist es erst einmal still geworden um die Bushisms, Solidarität der Nation mit ihrem Präsidenten war gefragt. Doch nach einer angemessenen Wartezeit darf jetzt wieder gelacht, geschmunzelt oder an der Intelligenz des mächtigsten Mannes der Weltgezweifelt werden. Mit Bushs Worten: »They misunderestimated me«?»Sie haben mich missunterschätzt.«

Natalie Lux