Das Bild ging um die Welt: Der türkische Regierungsberater Yusuf Yerkel tritt einen Demonstranten, der am Boden liegt. Bei einem Besuch von Ministerpräsident Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan in der Stadt Soma, in der mehrere hundert Bergarbeiter bei einem Unglück starben, kam es vor zwei Tagen zu dem Vorfall. Jetzt ist Yerkel für eine Woche krankgeschrieben. Er habe sich das rechte Bein verletzt und sei untersucht worden, berichteten türkische Medien am Dienstag. Ein Arzt habe eine Schwellung und Abschürfungen festgestellt.
Yerkels tätlicher Angriff nach dem Grubenunglück in Soma hatte Kritik am Verhalten der Regierung verschärft. Er entschuldigte sich später und sagte, er habe wegen "Provokationen, Beleidigungen und Angriffen" die Selbstbeherrschung verloren. Demonstranten hatten Erdogan und seine Delegation nach dem Unglück in der Kohlegrube ausgepfiffen.
Geschäftsführer von Soma festgenommen
Eine Gewerkschaft will nun neue Sicherheitsinspektionen mit einem Streik erzwingen. Die Arbeit werde ruhen, bis die Behörden die Sicherheit der Zechen in Soma geprüft hätten, kündigte die Gewerkschaft Maden-Is an. Nach einem Feiertag am Montag blieben die Bergleute zunächst zu Hause. Der Aufruf ging der Gewerkschaft zufolge an 3200 Arbeiter in den drei Gruben der Stadt.
Unterdessen haben türkische Ermittlungsbehörden den Chef sowie den Geschäftsführer des Bergbaukonzerns Soma Coal Mining Company in Untersuchungshaft genommen. Ihnen sowie sechs weiteren Verhafteten werde zur Last gelegt, für den Tod zahlreicher Menschen verantwortlich zu sein, teilte die Justiz mit. Bei dem schwersten Bergwerksunglück in der Türkei waren in der vergangenen Woche nach einem Brand unter Tage 301 Bergleute ums Leben gekommen.
Die Polizei hatte zunächst 26 Verdächtige festgenommen, den Großteil nach Befragungen aber wieder freigelassen. Das Unglück hatte landesweit Proteste ausgelöst, die sich vor allem gegen den Besitzer des Bergwerks sowie Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan richten. Regierung wie auch das Unternehmen haben Vorwürfe zurückgewiesen, die Sicherheitsvorkehrungen in der Kohlezeche seien unzureichend gewesen.