Reaktionen auf Anklage Republikaner und Demokraten bezeichnen Trump-Anklage als "düsteren Moment" – die Gründe unterscheiden sich

Donald Trump
Die Faust in die Luft gereckt, der Gesichtsausdruck eher unglückich: Trump bei seiner Rede in Mar-a-Lago
© Evan Vucci / AP / DPA
Nach der Anklage gegen Ex-Präsident Donald Trump halten sich die politischen Lager in den USA weitestgehend zurück. Demokraten und Republikaner finden: Die Anklage ist nicht gut für das Land – aber aus vollkommen unterschiedlichen Gründen.

Nachdem die 34 Anklagepunkte verlesen waren, ging es für Ex-US-Präsident Donald Trump offenbar nicht schnell genug wieder zurück nach Palm Beach (der stern berichtete). In seiner Residenz Mar-a-Lago äußerte er sich dann vor Publikum. Kämpferisch kam er dabei nicht rüber. Bilder zeigen einen Trump, der zwar wie gewohnt mit den Händen gestikuliert, die Faust siegesgewiss in die Luft reckt. Doch im Gesicht sieht der Republikaner abgekämpft bis unglücklich aus. Auf einigen Bildern wirkt es so, als kämpfe der 76-Jährige mit den Tränen.

Trump ist der erste ehemalige US-Präsident, der strafrechtlich belangt wird. Das missfällt dem Republikaner, der sonst so gern als Erster im Rampenlicht steht und sich gerade um die Nominierung der Republikaner für eine erneute Kandidatur im Jahr 2024 bemüht.

Auch die Republikaner zeigen sich wenig erfreut. "Heute ist ein schlechter Tag für uns alle & wir alle werden es für eine sehr lange Zeit bereuen", twitterte Marc Rubio, Senator aus Florida. Trotzdem bezeichnete er die Anklage Trumps als "absurd" und fügte in einem Video, das er auf seinem Twitter-Account veröffentlicht hatte, hinzu: "Heute haben wir die neue Normalität gesetzt, dass, wenn man wirklich jemanden zu Fall bringen will, einen nichts aufhalten sollte. Man sollte in der Lage sein, das Gesetz zu manipulieren, wie man will, um jemanden anzuklagen."

US-Senator Ted Cruz aus Texas twitterte: "Die Anklage gegen Donald Trump ist rein politisch und unbegründet." George Santos, republikanischer Abgeordneter für New York, war bei der Anklage ebenfalls zugegen. Auf Twitter bekundete er nochmals seine Unterstützung für den Ex-Präsidenten. Er habe von Beginn an zu Trump gestanden, bei den Vorwahlen und zweimal bei den allgemeinen Wahlen für ihn gestimmt. "Heute bin ich aufgetaucht, denn das ist es, was echte Unterstützer tun, sie tauchen an deinen besten und deinen schlechtesten Tagen auf", schrieb er.

Der Generalstaatsanwalt Ken Paxton aus Texas bekannte sich zu Trump. In einem Tweet erklärte er, er "werde immer gegen diejenigen kämpfen, die unsere Republik zerstören wollen".

Demokraten begrüßen Anklage gegen Donald Trump

Auch ein Familienmitglied äußerte sich – allerdings nicht zugunsten des Angeklagten. Seine Nichte Mary Trump schrieb auf Twitter von einem "historischen Tag", der lange auf sich warten ließ. "Donald hat sich so lange der Verantwortung entzogen und so viel Zerstörung in seinem Kielwasser hinterlassen, dass es eine Menge zu verarbeiten gibt", fügte sie mit dem Hashtag "#HappyIndictmentDay" hinzu.

In dieselbe Kerbe schlug auch das demokratische Lager. "Mr. Trump war ein Präsident mit vielen Premieren – von denen keine gut für unser Land war. Seine Anklageerhebung ist eine weitere Premiere – die er selbst verursacht hat", twitterte Madeleine Dean, eine Demokratin aus Pennsylvania, und fügte hinzu, dass der zweimal angeklagte Präsident "ein unmoralischer Mann" und ein "korrupter Bürger" sei.

"Übernehmen Sie Verantwortung, ziehen Sie sich selbst zur Rechenschaft und verschwinden Sie", sagte Jamaal Bowman, ein Demokrat aus New York, als Reporter ihn fragten, ob er eine Botschaft für Trump habe.

Das Weißen Haus gab sich zurückhaltend. Das amerikanische Volk solle beruhigt sein, "dass wir einen laufenden Fall wie diesen einfach nicht kommentieren", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, in einer Pressekonferenz vor Reportern.

Trotzdem kommen aus dem demokratischen Lager nicht nur Freude und Häme, sondern auch Ernüchterung. Adam Bennett Smith, Demokrat aus Kalifornien, der das erste Amtsenthebungsverfahren gegen Trump im Jahr 2020 als Staatsanwalt geleitet hatte, schrieb von einem "düsteren Moment im Leben unseres Landes". "Da der Fall dem Staatsanwalt obliegt, müssen wir erkennen, was am wichtigsten ist: Selbst die Mächtigsten werden zur Rechenschaft gezogen, und niemand steht über dem Gesetz."

Der Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, glaubt, dass Trump ein fairer Prozess gemacht wird. Im US-amerikanischen Justizsystem sei "kein Platz für äußere Einflüsse oder Einschüchterung". Proteste seien zwar ein amerikanisches Recht. Er betonte allerdings, dass diese friedlich bleiben müssten.

Bürger unterstützen Anklage laut Umfrage

Unter den Bürgern ist die Haltung rund um die Anklage nicht ganz eindeutig – mindestens aber widersprüchlich. Laut einer CNN-Umfrage glauben dreiviertel der Amerikaner, dass "die Politik zumindest eine gewisse Rolle bei der Entscheidung gespielt hat, ihn anzuklagen". Gleichzeitig befürworten 60 Prozent der Befragten in der CNN-Studie die Anklage. Trumps Narrativ der "politischen Verfolgung" findet vorwiegend unter seinen Unterstützern Anklang. Laut einer aktuellen Reuters/Ipsos-Umfrage unterstützen 48 % der Republikaner Trump weiterhin als Präsidentschaftskandidaten. Im März waren es noch 44 Prozent.

Nach Angaben seiner Kampagne hat Trump seit Bekanntgabe der Anklage bereits mehr als 10 Millionen Dollar eingenommen. Es gilt als sicher, dass sowohl die Republikaner als auch die Demokraten versuchen werden, Kapital aus der Anklage zu schlagen.