Einigung über Landreform in Kolumbien Regierung und Farc-Rebellen gehen aufeinander zu

Hoffnung für ein seit langem von Kämpfen gebeuteltes Land: Kolumbiens Regierung findet in Verhandlungen mit den Farc-Rebellen eine Lösung zur Landreform. Vorsichtig spricht man von einer Einigung.

Nach mehr als sechs Monaten hat die kolumbianische Regierung einen ersten wichtigen Erfolg bei den Friedensgesprächen mit den Farc-Rebellen erzielt. Beide Seiten verkündeten am Sonntag in Havanna eine Einigung in der Frage der Landverteilung an Vertriebene und Rebellen. Die Agrar-Frage ist der erste von fünf Punkten der vereinbarten Friedensagenda und gilt als wegweisend für den weiteren Erfolg der Gespräche. Die Verhandlungen sollen am 11. Juni mit dem fortgesetzt werden, dann soll es um die politische Beteiligung der Rebellen gehen.

Erste Unterschiede zeichneten sich allerdings direkt nach der gemeinsamen Erklärung ab. Der Delegationsleiter der Rebellen, Luciano Marín (alias Iván Márquez), sprach von "punktuellen Ausnahmen" bei der Vereinbarung, "die notwendigerweise noch vor Ende der Verhandlungen aufgegriffen werden müssen". Die Regierung bekräftigte, dass die Vereinbarung erst endgültig sei, wenn eine Einigung bei allen Punkten der Friedensagenda erreicht sei.

Blutiger Konflikt seit fast 50 Jahren

Die Farc wollen vor allem die Tätigkeit von internationalen Bergbaukonzernen in Kolumbien stärker reglementieren und fordern mehr Rechte für die Landbevölkerung. "Das Vereinbarte in der Agrar-Frage ermöglicht eine radikale Transformation der Wirklichkeit auf dem Lande", versprach dagegen der Chefunterhändler der Regierung, Humberto de la Calle.

In Kolumbien war in den vergangenen Wochen die Ungeduld aufgrund mangelnder Ergebnisse in den Friedensverhandlungen gestiegen. Die Regierung von Präsident Juan Manuel Santos forderte diese Woche erneut, die Gespräche noch vor Ende 2013 zum Abschluss zu bringen.

Die Verhandlungen mit den "Revolutionären Streitkräften Kolumbiens" (Farc) zur Lösung des fast 50 Jahre dauernden blutigen Konflikts waren im vergangenen Oktober in Oslo begonnen worden. Seit November finden sie in der kubanischen Hauptstadt Havanna statt.

Gewalt nimmt kein Ende

Auch während der Gespräche hatte die Gewalt im Andenstaat kein Ende gefunden. Noch am Donnerstag waren vier Menschen bei einem Angriff der Guerilla auf ein Fahrzeug getötet worden. Der Direktor der regionalen Einwanderungsbehörde, sein Fahrer und zwei Polizisten kamen dabei in Nordkolumbien in einem Hinterhalt von Rebellen um.

Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens wurden 1964 im Kampf gegen Großgrundbesitzer gegründet. In dem knapp 50 Jahre dauernden Konflikt mit der Regierung wurden Schätzungen zufolge 600.000 Menschen getötet und fast vier Millionen Menschen vertrieben.

DPA
juho/DPA/AFP