Erste Rede von Suu Kyi "Wir müssen für das einstehen, was richtig ist"

In ihrer ersten Rede nach sieben Jahren Hausarrest hat sich Myanmars Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi ungebrochen kämpferisch gezeigt und die Militärmachthaber zu demokratischen Reformen aufgefordert.

Myanmars Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ist nach der Befreiung aus dem Hausarrest von tausenden jubelnden Anhängern in der Zentrale ihrer Partei empfangen worden. In ihrer ersten Rede seit sieben Jahren hat die freigelassene Oppositionsführerin ihre Rückkehr in die Politik des südostasiatischen Landes angekündigt. Sie werde mit "allen demokratischen Kräften" zusammenarbeiten.

"Ihr dürft nicht aufgeben", rief sie der riesigen Menge zu, die sich in und vor den Büroräumen versammelt hatten. "Wir müssen für das einstehen, was richtig ist." Unter den Anwesenden waren auch Agenten des Regimes in Zivil, berichteten Augenzeugen. "Nichts kann erreicht werden, wenn die Menschen nicht einbezogen werden", sagte Suu Kyi. "Ich möchte der Stimme des Volkes Gehör verschaffen, und dann entscheiden wir über das, was wir machen wollen." Sie wolle sich dafür einsetzen, die Lebensbedingungen in Myanmar zu verbessern. "Grundlage der demokratischen Freiheit ist die Meinungsfreiheit", sagte Suu Kyi.

Suu Kyi machte deutlich, "keinen Groll" gegenüber der Militärjunta zu hegen, die sie eingesperrt hatte. "Ich glaube an die Menschenrechte und den Rechtsstaat", sagte Suu Kyi. Die Friedensnobelpreisträgerin hob außerdem die Bedeutung der Meinungsfreiheit für die Demokratie hervor.

Als die 65-Jährige gegen Mittag im Auto vorgefahren wurde, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Die Menge drängte nach vorn, um möglichst nah an ihr Idol heranzukommen. Es gelang Suu Kyi kaum, die Autotür zu öffnen. Mehrere Bodyguards bahnten ihr mit Mühe einen Weg durch die Jubelnden. Sie traf zuerst mit einigen ausländischen Diplomaten zusammen, ehe sie sich an ihre Anhänger wendete.

Suu Kyi hat 15 der vergangenen fast 21 Jahre in Isolation verbracht. Die Oppositionspolitikerin kämpft seit 1988 mit friedlichen Mitteln für Demokratie in ihrem Land. Die Militärjunta warf ihr Destabilisierung vor und hatte den Hausarrest in den vergangenen Jahren immer wieder unter fadenscheinigen Gründen verlängert.

DPA · Reuters
san/AFP/DPA/Reuters