Es lägen schriftliche und mündliche Beweise dafür vor, dass der 47 Jahre alte Asad Abdul Kareem Abdul Jaleel in der US-Militärbasis Al Asad fünf Tage lang sadistisch misshandelt worden und dann gestorben sei, berichtete das Fernsehmagazin "Spiegel-TV" vorab. Eine leitende Redakteurin sagte Reuters am Samstag, der Redaktion lägen sowohl der irakische als auch der US-Totenschein des Familienvaters vor. Mitarbeiter hätten auch mit dem irakischen Obduzenten, Mitarbeitern des gerichtsmedizinischen Instituts in Bagdad und einem Mitgefangenen gesprochen. Auf eine Stellungnahme der US-Streitkräfte warte man bislang vergebens.
Fotos von US-Soldaten, die irakische Gefangene im Abu-Ghraib-Gefängnis in Bagdad erniedrigten und misshandelten, hatten weltweit Empörung ausgelöst und die US-Regierung unter Druck gesetzt. Die USA haben Untersuchungen eingeleitet und gegen mehrere Soldaten Disziplinarstrafen verhängt.
Fünf Tage lang zu Tode gefoltert
"Spiegel-TV" zufolge wurde der Stammesälteste unter dem Vorwurf inhaftiert, dem irakischen Widerstand anzugehören. Ein Mitgefangener habe detailliert beschrieben, wie der 47-Jährige fünf Tage lang sadistisch gefoltert worden sei. US-Soldaten hätten von den Misshandlungen auch Fotos gemacht. Der Gefangene sei am 9. Januar in der US-Militärbasis gestorben. Als Todesursache sei auf dem amerikanischen Totenschein angegeben worden, der Mann sei im Schlaf gestorben. Die Leiche sei samt Totenschein dem Internationalen Roten Kreuz übergeben worden. Ein irakischer Gerichtsmediziner, der den Leichnam übernommen habe, habe bestätigt, am Körper des Toten eindeutig Folterspuren festgestellt zu haben. Bilder des Toten belegten zudem, dass der Mann entgegen US-Angaben vermutlich durch Mediziner obduziert worden sei.
Iraker dürfen Folter-Leichen nicht untersuchen
Bilder der Leiche, so "Spiegel-TV" weiter, ließen auch für Laien deutliche Gewalteinwirkungen erkennen. An beiden Körperhälften seien großflächige, dunkle Blutergüsse zu sehen, die von Schlägen stammen könnten. Blutergüsse seien auch an den Handgelenken und den Unterschenkeln zu sehen, die vermutlich auf tagelange Fesselungen zurückzuführen seien. Auch Schnittwunden in der Brust wiesen auf Verletzungen hin, die kaum natürlich zu nennen seien. Ein deutscher Gerichtsmediziner, dem die Redaktion die Bilder des Toten vorgelegt habe, habe die Spuren als merkwürdig gedeutet, sagte die leitende Redakteurin.
Laut "Spiegel-TV" ist der Fall des Stammesältesten keine Seltenheit. Irakische Gerichtsmediziner hätten berichtet, dass unter Toten, die das Internationale Rote Kreuz angeliefert habe, auch Folteropfer seien. Allerdings sei es den Irakern untersagt, eigene Untersuchungen anzustellen, sobald ein amerikanischer Totenschein vorliege.