In Neve Dekalim wurden sie von zahlreichen Siedlern aufgehalten, die Reifen in Brand setzten. Um Mitternacht war die Grenze zum Gazastreifen geschlossen und ein weiterer Aufenthalt dort für illegal erklärt worden. Die Siedler haben 48 Stunden Zeit, freiwillig zu gehen. Dann sollen die Siedlungen mit Gewalt geräumt werden. "Das ist ein schmerzhafter und schwieriger Tag, aber es ist ein historischer Tag", sagte der israelische Verteidigungsminister Schaul Mofas im Armeerundfunk.
Der stellvertretende Ministerpräsident Ehud Olmert sagte, die Anwesenheit einiger Tausend Israelis im Gazastreifen unter 1,3 Millionen Palästinensern sei zu einer Belastung für die Sicherheit Israels geworden. Mehrere Hundert Menschen blockierten die Tore zur größten jüdischen Siedlung Neve Dekalim und kündigten Widerstand gegen die Evakuierung an. Die Streitkräfte entfernten eine provisorische Straßensperre, die die Siedler errichtet hatten. Einige Dutzend Männer hielten begleitet von zahlreichen Jugendlichen vor der Siedlung ihre Morgengebete ab. "Bruder, vertreib mich nicht" war auf dem T-Shirt eines Demonstranten zu lesen.
Auseinandersetzungen zwischen israelischen Soldaten und Siedlern
Auch vor Netzer Hazani und Morag versammelten sich hunderte Menschen. Viele der 8.500 Siedler im Gazastreifen haben ihre Häuser bereits verlassen. Wer bis Dienstag um Mitternacht nicht freiwillig geht, wird zwangsgeräumt und verliert bis zu einem Drittel der staatlichen Entschädigung für die Räumung. An dem Abzug aus dem vor 38 Jahren besetzten Gebiet sind rund 50.000 Sicherheitskräfte beteiligt. In fünf der 21 Siedlungen sollten die Räumungsbescheide per Post zugestellt werden. Kurz nach Mitternacht blockierten mehrere Hundert Bewohner von Neve Dekalim die Hauptstraße und stoppten Militärfahrzeuge. Es kam zu einem Handgemenge mit Soldaten. Auch im Westjordanland, wo vier Siedlungen geräumt werden sollen, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen israelischen Soldaten und Siedlern, wie die Streitkräfte am frühen Montagmorgen mitteilten. Ein Offizier erlitt einen Handbruch.
Tausende palästinensische Polizisten bezogen unterdessen in der Nähe der jüdischen Siedlungen Stellung, um Übergriffe von Extremisten zu verhindern. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas lobte den israelischen Abzug erneut: "Ihr habt den richtigen Weg gewählt", sagte er im Fernsehsender Kanal 10. "Ich will keine Zusammenstöße mit den (israelischen) Streitkräfte oder den Siedlern". Am frühen Morgen waren kam es nahe der Siedlung Kfar Darom zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten und Palästinensern, außerdem wurden Mörser abgefeuert. Berichte über Verletzte gab es nicht. Hunderte Anhänger der militanten palästinensischen Organisation Islamischer Dschihad feierten am Sonntagabend in Gaza den Abzug. Bewaffnete feuerten Freudenschüsse in die Luft, Dschihad-Mitglieder verteilten Süßigkeiten. "Das ist das Ergebnis des Widerstands und der Opfer unseres Volkes", sagte ein Sprecher.
AP