Der britische Regierungschef Tony Blair wird in dem Bericht über die Geheimdienstinformationen zum Irak nach Angaben enger Mitarbeiter nicht persönlich kritisiert. Wie kurz vor der Vorstellung des Papiers aus Regierungskreisen verlautete, wird Blair von dem Vorwurf entlastet, Geheimdienstinformationen absichtlich "aufgebauscht" oder "missbraucht" zu haben.
Enge Berater Blairs zeigten sich nach einem Bericht der "Times" "zuversichtlich", dass Blair eine "tödliche Kritik" erspart bleibe. Allerdings werde dem Premierminister ein "zu informeller Regierungsstil" vorgeworfen. Es dürfe nie wieder vorkommen, dass Geheimdienstmaterial zu einem so "offensichtlich politischen Zweck" genutzt werde. Premierminister Tony Blair selbst will nach der gegen Mittag geplanten Vorlage des Berichts eine Erklärung vor dem Parlament abgeben.
Nach übereinstimmenden Berichten wird der frühere Vorsitzende des Parlamentsausschusses für die Geheimdienste, John Scarlett, in dem Bericht kritisiert. Er habe als Autor des umstrittenen Dossiers über die angeblichen Massenvernichtungswaffen des Iraks die vorliegenden Informationen nicht ausreichend geprüft. Seine Beziehungen zur Machtzentrale Downing Street seien "zu informell" gewesen.
Großbritannien war als engster Verbündeter der USA und gegen den Willen der meisten Briten in den Irak-Krieg gezogen. Blair hatte sich bei der Begründung des Krieges auf Informationen der britischen Geheimdienste berufen, wonach der Irak über Massenvernichtungswaffen verfügte und in der Lage gewesen sein soll, sie innerhalb von 45 Minuten einzusetzen. Bislang sind jedoch keine derartigen Waffen gefunden worden. Die Angaben zur Zeitspanne haben sich als nicht haltbar erwiesen. Blair hatte Lord Butler nach massiver Kritik mit der Bewertung der Geheimdienstarbeit beauftragt.
Vergangene Woche war bereits ein Untersuchungsbericht des US-Senats zur Arbeit der US-Geheimdienste vor dem Irak-Krieg veröffentlicht worden. Darin wurde den Geheimdiensten vorgeworfen, die vom Irak ausgehende Bedrohung vor dem Krieg systematisch übertrieben zu haben.