Die Entscheidung der britischen Regierung für den Krieg gegen den Irak wird ein parlamentarisches Nachspiel haben. Der Außenpolitische Ausschuss des Unterhauses beschloss am Dienstagabend in London, die Kriegsentscheidung der Regierung von Premierminister Tony Blair zu untersuchen. Wie der Vorsitzende des Ausschusses, der Labour-Abgeordnete Donald Anderson, der BBC sagte, werde die Untersuchung öffentlich stattfinden. Dabei gehe es darum, ob die Regierung das Parlament in der Zeit, in der die Kriegsentscheidung gefallen sei, präzise und umfassend informiert habe.
Kurz zuvor hatte Premierminister Tony Blair eine parlamentarische Untersuchung der von ihm vorgelegten Beweis-Dossiers über irakische Massenvernichtungswaffen, die letztlich zur Kriegsentscheidung geführt hatten, noch abgelehnt. Er will am heutigen Mittwoch zu den Vorwürfen, seine Regierung habe die Beweise absichtlich dramatisiert, Stellung nehmen.
Angesichts ausbleibender Funde von Massenvernichtungswaffen im Irak hatte sich der Druck auf Blair am Dienstag auch aus den eigenen Reihen verstärkt. Blairs ehemaliger Außenminister Robin Cook kritisierte, das britische Volk habe ein "Anrecht auf die Wahrheit" und die Regierung dürfe ihre Fehler nicht "vertuschen". Der Labour-Politiker Lord Healey, ein ehemaliger Finanzminister, äußerte sich überzeugt, dass die USA und Großbritannien Beweismaterial der Geheimdienste "verzerrt" hätten, um die Öffentlichkeit von der Notwendigkeit eines Krieges zu überzeugen.