Hungerstreik Saddam wird zwangsernährt

Wenn der Saddam-Prozess heute weitergeht, fehlt der Hauptangeklagte: Nach zwei Wochen Hungerstreik wird Saddam Hussein nun zwangsernährt - gegen den Willen seiner Anwälte.

Der Prozess gegen den ehemaligen irakischen Machthaber Saddam Hussein (69) und sieben Mitangeklagte wird an diesem Montag ohne den Hauptangeklagten fortgesetzt. Saddam, der sich für die Hinrichtung von 148 Schiiten aus dem Dorf Dudschail im Jahr 1982 verantworten muss, war am Vortag ins Krankenhaus gebracht worden, nachdem sich sein Gesundheitszustand wegen eines Hungerstreiks verschlechtert hatte.

"Um eine Verschlechterung seines Gesundheitszustandes zu vermeiden, wurde er zu medizinischer Betreuung ins Krankenhaus gebracht und ihm wurde Nahrung über den Mund zugeführt", sagte Chefankläger Dschaafar al-Mussawi.

Anwälte zweifeln an Schwäche Saddams

Die Anwälte des früheren Machthabers äußerten sich skeptisch. Die bei Saddam plötzlich aufgetretenen Schwächesymptome seien "verdächtig", weil drei Anwälte Saddam am Tag zuvor in der Haft besucht und ihn dabei "bei guter Gesundheit und hoher Moral" angetroffen hatten. Der Chef des Verteidigerteams beschuldigte das US-Militär, den Willen seines Klienten durch eine Zwangsernährung brechen zu wollen.

Die Anwälte verlangten eine unabhängige ärztliche Untersuchung ihres Mandanten. "Wir rufen die humanitären Organisationen der ganzen Welt, darin eingeschlossen die Vereinten Nationen, dazu auf, unverzüglich einzuschreiten und die Ursachen für die plötzliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Präsidenten zu untersuchen", erklärte der dem Verteidigerteam von Saddam angehörende Anwalt Siad Nadschdawi.

Hungerstreik für Schutz der Verteidiger

Saddam werde weiter in ärztlicher Behandlung bleiben und vorerst nicht am Prozess teilnehmen, bestätigte ein Sprecher des irakischen Sondertribunals für Verbrechen des ehemaligen Regimes in Bagdad. In welchem Krankenhaus Hussein behandelt wird, ist nicht bekannt. Ein Sprecher der amerikanischen Gefängnisverwaltung teilte aber mit, Saddam Hussein sei weiterhin im Gewahrsam der Koalition, die auch für die notwendige medizinische Behandlung sorge. "Er ist weiterhin in einer unserer Einrichtungen", sagte Oberstleutnant Keir-Kevin Curry.

Saddam und drei seiner Mitangeklagten hatten am 7. Juli begonnen, die Nahrungsaufnahme zu verweigern. Sie protestieren damit gegen den aus ihrer Sicht unzureichenden Schutz ihrer Verteidiger. Bisher wurden drei Anwälte Saddams in Bagdad ermordet. Der Dudschail-Prozess, der im vergangenen Oktober begann, befindet sich in seiner Schlussphase.

DPA
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