Der Junge hatte fünf Brüder, als er von der ugandischen Rebellenarmee LRA entführt wurde. "Sie haben uns erklärt, dass wir nicht alle Soldaten werden können, weil wir nicht gut genug seien", erinnert er sich. "Dann haben sie die beiden jüngsten von uns an einen Baum gebunden und mit Stöcken totgeschlagen. Sie haben gesagt, das gibt uns Kraft zum Kämpfen." Diese entsetzliche Szene hat die Koalition gegen den Einsatz von Kindersoldaten aufgezeichnet.
Die Organisation hat den 12. Februar zum Tag der Kindersoldaten erklärt. Vor drei Jahren trat ein Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention in Kraft, nach dem Kinder und Jugendliche unter 18 nicht als Soldaten rekrutiert werden dürfen.
Soldaten und Sexsklaven
Die LRA, die den abstrusen Titel "Widerstandsarmee des Herrn" trägt, besteht von der Führungsschicht abgesehen fast ausschließlich aus Kindern und Jugendlichen. Das Kinderhilfswerk UNICEF schätzt, dass im vergangenen Jahr in Uganda etwa 3000 Minderjährige entführt wurden, um als Soldaten oder Sexsklavinnen missbraucht zu werden. Seit Beginn des Konfliktes vor gut 18 Jahren sind es schätzungsweise mehr als 20.000 entführte Kinder.
Viele von ihnen mussten zusehen, wie Geschwister oder Freunde getötet werden. Andere wurden selber zu Gewalttaten gezwungen. Kinder, die der LRA entkommen konnten, berichten sogar, dass sie Menschenfleisch essen mussten. Auf diese Weise werden aus unbedarften Kindern skrupellose und gefügige Kampfmaschinen.
Aber in Afrika, dem Kontinent mit den weitaus meisten Kindersoldaten, sind es keineswegs nur die Rebellenbewegungen, die Jugendliche rekrutieren. Die Lobby-Organisation nennt in ihrem jüngsten Bericht Burundi, Elfenbeinküste, Guinea, Kongo, Liberia, Ruanda, Sudan, Uganda als Staaten, die Minderjährige in die Armee aufnehmen. Viele Familien sind so arm, dass sie ihre minderjährigen Kinder zur Armee schicken, damit sie dort versorgt werden.
Widerstandsfähig und leicht ersetzbar
Aus militärischer Sicht haben die jungen Kämpfer Vorteile: Sie mucken nicht auf, sie sind widerstandsfähig und leicht ersetzbar. Deswegen werden Kinder häufig an die Front geschickt oder zum Minensuchen eingesetzt. Die modernen Waffen sind außerdem so klein und leicht zu bedienen, dass schon Zehnjährige damit umgehen können. Weltweit liegt die Zahl der Kindersoldaten seit Jahren kaum verändert bei etwa 300 000.
Kinder, die dem Soldatenleben entkommen können, haben größte Schwierigkeiten, sich wieder in die Gesellschaft einzuleben. Viele von ihnen sind so sehr traumatisiert, dass sie lange Zeit psychologische Betreuung bräuchten - was häufig nicht geleistet werden kann. Die Hilfsorganisation "Terre des Hommes" setzt sich dafür ein, dass in Deutschland drohende Zwangsrekrutierung als Asylgrund anerkannt wird.