Der russische Rüstungsgigant Rostec behauptet, ein Gerät entwickelt zu haben, welches die herkömmlichen russischen Kampf- und Schützenpanzer in autonome Kampfmaschinen verwandelt. Russische Medien zitieren den Direktor des Unternehmens für konventionelle Waffen, Munition und Chemie Bekhan Ozdoev. Das neu entwickelte Gerät soll "jeden Schützenpanzer oder Panzer in ein ferngesteuertes Roboterfahrzeug verwandeln," sagte er der russischen Nachrichtenagentur Tass.
Bewaffnete Bodendrohnen
Tatsächlich dürfte es sich nur um eine teilautonome Fernsteuerung handeln, also um eine Bodendrohne. Das Besondere ist, dass es sich um ein Nachrüstmodul handelt, welches in bestehende Fahrzeuge eingebaut werden kann. Der Einbau soll keine Änderungen am Design und den Systemen des Fahrzeugs erfordern. Ozdoev sagte, dass das Prometus-System in Kombination mit ferngesteuerten Waffensystemen gepanzerte Fahrzeuge in "echte Terminatoren" verwandeln könne.
Neben der Fernsteuerung soll sich der Panzer teilautonom bewegen können. Man soll ihm Wegpunkte zuweisen können, dann würde er selbstständig die beste Route zum Ziel wählen. An dieser Steuerung wird seit Jahren gearbeitet. Versuchsmodelle sollen damit weite Strecken in der Wildnis bewältigt haben (Kampfroboter im Schnee: Russland testet Geländetauglichkeit seiner Marker-Plattform). Schon im Jahr zuvor wurde eine Roboterversion eines BMP-3 Schützenpanzers vorgestellt, auch dieses Fahrzeug war mit einem Fernsteuersatz ausgestattet.
Mehr Schein als Sein
In den Aussagen von Bekhan Ozdoev steckt viel PR-Übertreibung. So ist es kaum vorstellbar, dass etwa die alten T-55 Panzer mit ihrer manuellen Steuerung nachträglich "robotisiert" werden können. Bei neuen Modellen ist das denkbar, schließlich haben Bastler derartige Fernsteuerungen auch für Pkw zusammengelötet.
Russland arbeitet seit langem an kleinen Roboterpanzern. Im realen Einsatz haben sie sich bislang nicht bewährt. In den urbanen Zonen Syriens brach etwa die Verbindung regelmäßig ab (Putin soll Killer-Roboter in Syrien einsetzen). Und auch im Ukrainekrieg wird die Datenanbindung ein Problem sein. Beide Seiten unterdrücken mit elektronischen Kampfmitteln die Kommunikation des Gegners, um so dessen Drohnen zu lähmen. Nur für Aufklärungsmissionen scheint das Projekt ohnehin zu aufwändig. Warum sollte man einen Fernsteuerpanzer für eine Aufgabe benutzen, die auch ein Flugdrohne, die keine 2000 Euro kostet, erledigen kann?
Geeignet für Kamikaze-Einsätze
Die Fernsteuerung eines gepanzerten Fahrzeugs macht nur in Kampfmissionen Sinn. Denkbar wäre es, das Fahrzeug mit Sprengstoff zu füllen. Wenn es sich den gegnerischen Stellungen nähert, kann es wegen der Fernsteuerung das Gelände ausnutzen und muss nicht den direkten Weg nehmen, dazu kann es mit seinen Bordwaffen die Stellungen des Gegners unter Feuer nehmen. Die weitgehend statische Kriegsführung und die begrenzten Distanzen begünstigen den Einsatz derartiger Waffen. Um den Gegner zu erreichen, müssen nur wenige Kilometer über große Felder und entlang von Baumreihen zurückgelegt werden. Die Probleme der gepanzerten Fahrzeuge auf den Schlachtfeldern der Ukraine können aber weder eine Fernsteuerung noch ein Supercomputer lösen. Auch diese Fahrzeuge werden von Minen, Drohnen, Artillerie und Abwehrraketen zerstört – allerdings ohne menschliche Verluste.
Quele: Defence Express